(geshrieben in der Nacht vom 31.08. zu 01.09.) Wir nähern uns Menorca, noch 60nm und eine Nacht, dann werden wir dort sein. Das war dann bisher die längste Fahrt an einem Stück, bis jetzt 300nm, in Summe 360nm, 3,5 Tage, 3 Nächte.
Das Wetter hat uns vor der Abfahrt beschäftigt und erwies sich als ziemlich unberechenbar. Wir hatten uns einen Slot nach einer Gewitterfront und vor der zu erwartenden Mistrallage ausgesucht. Losgehen sollte es mit Westwind, der dann später auf Nord drehe sollte. Was wir hatten war leichter Ostwind, der auf Süd drehte und dann weitgehend einschlief. Entsprechend viel fuhren wir unter Motor, mal mit Segelunterstützung, mal ohne.
Nach der ersten Nacht warteten wir dann auf den Nordwind, der dann mit 12h Verspätung kam, als wir Sardinien südlich passiert hatten. Was auch kam, waren ständige Wetterwarnungen via UKW vom sardischen Wetterdienst, der Gewitter im sardischen Meer vorhersagte. Sardinien lag nun 3h hinter uns, da tauchte das Gewitter vor uns auf. Ich mache mir keine großen Sorgen in Bezug auf Wind und Welle, Gewitter allerdings machen mich etwas nervös. In unseren Vorbereitungskursen hatte es so einige Diskussionen über Blitzschlag an Bord gegeben, die teilweise in Seemarnssgarn bis hin zum ominösen Kugelblitz ausgeartet waren. Nun hat tatsächlich der Blitz in die Leonardo vor unserer Ankunft eingeschlagen und seid dem machen mir Gewitter einfach ein ungutes Gefühl. Nach einigem Überlegen und intensivem Abhören der UKW Wetterangaben, habe ich mich für langsame Fahrt voraus, Kurs Nordwest entschieden. Das Gewitter sollte nach Süden aus der Sardischen See in den Sardischen Kanal gezogen sein und es war ein gutes Stück westliche von uns.
Das funktionierte dann auch gut, das Gewitter war am Horizont zu sehen aber bis auf etwas Regen haben wir nichts davon abbekommen. Statt dessen kam etwas Wind, so dass wir die Nacht und den ganzen folgenden Tag über entspannt nach Westen segeln konnten. Das Boot fuhr dank unseres Autopiloten weitgehend allein während wir abwechselnd schliefen, Karten spielten, aßen und den Tag mit einem Sun-Downer und Tänzchen auf dem Vordeck beendeten. Das ist die absolute Ausnahme, normalerweise fahren wir strikt alkoholfrei aber das war einfach zu verlockend. Mit Blick zurück über das Heck des Schiffes sahen wir dann, dass sich das nächste Gewitter näherte. Diesmal gab es keine Funkwarnungen der Italiener mehr, wir waren außer deren Reichweite und noch nicht in der der Spanier, über Handyempfang brauchen wir nicht sprechen. Also blieb die Beobachtung und die Einschätzung war ähnlich wie am Vorabend: Das Gewitter zieht südwärts. Nur waren wir diesmal westlich des Gewitters und daher sah die Strategie anders aus: Bei Vollzeug + Motor flogen wir mit 8kn Nordwestlich, mit lautem Sound von Sisters of Mercy flohen wir vor den Blitzen. Das ist ein bisschen aufregend und fühlte sich einfach geil an! Caro und Lennard bereiten sich schlafend auf ihre Nachtschicht vor, Enno und ich halten die Stellung und sehen abgefahrene Blitze am Horizont, die uns aber nicht kriegen! Wilde Wolkenformationen werden in orange-gelben Blitzen sichtbar – Hammer. Leider erfolglos, das ganze zu filmen, glücklicherweise zu weit weg.
Inzwischen ist der Wind wieder eingeschlafen, das Gewitter am Horizont verschwunden und ich schreibe unter Sternenhimmel – in Word, was ich dann später bei Empfang kopieren werde.
Der erste Test über mehrere Tage scheint bisher gut gelaufen zu sein. Zugegebenermaßen keine Referenzbedingungen für den Atlantik mit kaum Welle und wenig Wind zudem mit genug Diesel um einfach den Motor anzuschmeißen, wenns Not tut. Aber das Leben an Bord geht gut, wir kommen in einen Rhythmus und sind nicht nur ständig müde.
Kleiner Nachtrag: Wir sind gut in Menorca angekommen, wo wir entspannt in einer Bucht bei Maó (Mahon) liegen!
Lieber Martin, war bestimmt eine tolle Strecke und die Blitze in der Ferne waren sicher sehr dramatisch.
Ist Maó gleich Mahon? Kann Euch sonst nicht in Google Earth finden.
Liebe Grüße und schöne Tage auf Menorca.
Ja, Maô ist Mahon. So ganz klar ist mir das mit den unterschiedlichen Bezeichnungen nicht, aber ich glaube, dass es sich um die menorcinische Bezeichnung handelt.
Hallo
Respekt tolle Leistung der Crew.
3,5 Tage ohne Land in Sicht.
Leider ist Sailing Vessel noch nicht funktionstüchtig ,dann könnte man die Etappen
besser verfolgen.
Viel Spaß beim Inselhüpfen auf den Balearen.
LG an Alle aus Haldorf
Wow, das klingt spannend, finde Euch immer wieder mutig!
Habt ein paar entspannte Tage an Land!
Am letzten Woe war ich Stand up paddeln und nächste Woe tanzen wir auf dem Fritz Festival und dem Lollapalooza, alles fast vor Eurer alten Haustür.
Wir denken an Euch und drücken Euch feste!!!