Wow, das war jetzt irgendwie
noch einmal stressig. In Green Island waren wir noch einmal kiten und dabei
ging mir tatsächlich noch einmal der Kite kaputt. Und das, Obwohl wir schon das
gesamte akiteequipment verkauft hatten. Also noch einmal reparieren, dann nach
English Harbour. Dort, wo wir vor ca. 4 Monaten auf dieser Insel angekommen
waren, wollten wir nun das Ende einläuten. Angesagt hatte sich eine
Amerikanerin nebst Lebensgefährten, die evtl. das Boot kaufen wollten. Für uns
hieß das 2 Tage putzen extreme. Alle Kabinen, Salon, Deck schrubben, Polyester
mit Antigilb behandeln, Rostflecken bearbeiten… mir tun jetzt noch die Hände
von dem scharfen Zeug weh. Die CELMcrew hat noch einmal super zusammen
gearbeitet. Dann gabs die Besichtigung, danach Abwarten. Der Makler versorgte
uns sehr spärlich mit Informationen und wir steckten fest. Heimreise buchen, ja
oder nein, wenn ja, wann? Boot vorbereiten zum Auskranen oder doch noch warten
auf Jennifer, USA? Ich war ständig am Flüge checken, mit Marinas am verhandeln
und dabei letzte Kleinigkeiten am Boot reparieren. Auf diesem Wege haben wir
tatsächlich den Stabantrieb für die Badeplattform richten können. Peter wird
sich erinnern, da haben wir uns schon vor 6 Monaten mit rumgeschlagen. Jetzt ist
es tatsächlich gelöst!
Heute hat dann der
Makler mal nachgeforscht – Jennifer will nun wohl doch den Katamaran kaufen… . Wir
können daher Nägel mit Köpfen machen: Das Boot bleibt hier und kommt über die Hurricanesaison
an Land – teuer aber dafür sieht das Boot nachher immer noch aus wie unsere
Leonardo. Dann Flug buchen. Ab Guadeloupe gibt’s ständig Flieger nach Paris,
nur müssen wir dahin. Für die 60sm chatten wir nun ein Privatflugzeug. 2 Sitze
müssen raus, dann passt auch unser Gepäck rein. Dann mit nem Billigflieger nach
Paris, von dort mit dem Zug nach Berlin. Ankunft Berlin-Spandau 09.07. 23.14h !
Yeah!
Ich bin völlig
geschafft. Das ganze hin und her, dazu ist es heiß und im Salon steht alles rum
vom Probepacken. 440kg einschl. Lebendgewicht hat uns der Privatflieger erlaubt.
Ich glaube dazu kommt eine gute Portion Abschiedsschmerz. Klar, wir freuen uns
auf zuhause aber irgendwie wissen wir auch, dass wir gerade ein sehr besonderes
Leben genießen, was uns fehlen wird. Ich bin froh, dass wir den Blog geschrieben
haben, denn die vielen Eindrücke und Erlebnisse bekomme ich gar nicht mehr
zusammen. All die Monate in Antigua waren so vielfältig und obwohl 4 Monate absurd
lange klingt, kommt es uns vor wie 6 Monate. In einer Woche fahren wir und es
fühlt sich so an, als müssten wir jetzt packen. Im normalen Leben dauert der
Urlaub oft nicht länger als eine Woche… .
Nun, Vielleicht kauft niemand unsere Leonardo und
wir müssen im November kommen, um sie zu Wasser zu lassen. Diese Bürde würde
ich dann tragen und vielleicht begleitet mich ja der oder die eine oder andere,
um in türkisblauem Wasser zu schnorcheln und im Passatwind zu segeln und zu
kiten.
Wie ihr merkt, der Abschied
ist nicht leicht und wir werden sicher noch viel an unsere Riese denken. Dies ist
noch nicht das große Resümee aber vorab kann ich zumindest für mich sagen: Das
war eines der besten Dinge, die wir je angegangen sind!
Ich freue mich darauf,
euch bald alle wieder zu sehen
Der Lockdown hat uns soviel soziale Aktivität, Party und Gruppengefühl beschert, wie nicht zuvor auf dieser Reise und auch zuhause seit langer Zeit nicht mehr. Die Erwachsenen haben viel gefeiert, die Teenager haben eigentlich durchgehend getanzt oder im Wasser gespielt, es war einfach großartig. Ich kann zumindest für mich sagen, dass der Lock-Down erforderlich war für einen echten Slow-Down. Wir konnten nicht weiter, wir konnten nichts erkunden, wir konnten keine weiteren Schritte planen. Und wenn man nichts machen kann, muss man auch nichts machen. Alle waren mehr im hier und jetzt, weniger bei dem was kommen möge. Es kehrte eine große Ruhe ein und prägte unsere eingeschlossene Gemeinschaft.
Nun sind so ziemlich alle weg: Moonfleet mit seinen drei Jungs, Recipe mit den drei Mädchen und Wildest Dreams mit Isabell. Alle sind in Richtung USA unterwegs, wo sie entweder nach Hause wollen oder ihr Boot aus dem Hurricane-Gürtel bringen müssen. Bei uns bleibt eine gewisse Katerstimmung, plötzlich sind wir wieder nur wir vier. Jede(r) hat so seine Art damit umzugehen. Enno konzentriert sich aufs Skateboardfahren, um wieder an etwas zu trainieren, Lennard feiert das Datenvolumen mit Youtube ab und Caro und ich beschäftigen uns mit dem Bootsverkauf bzw. der weiteren Planung. Das fühlt sich nicht so aufregend an, wie die Zeit davor aber zumindest was die Planung anbetrifft kommen wir schrittweise weiter. Oder besser gesagt, wir drehen uns im Kreis und werden dabei schlauer und kommen so auch voran. Im Moment beschäftigen wir uns mit drei Fragen: Wie bzw. wo verkaufen wir das Boot? Wo lagern wir das Boot über die Hurricane-Saison? Wie kommen wir nach hause? Nachdem sich herausgestellt hat, dass British Airways zwar von Antigua nach Berlin fliegt aber wir dafür in London den Flughafen wechseln müssen während in London eine 14-tägige Quarantäne befolgt werden muss, haben wir noch einmal Martinique in Betracht gezogen. Dort liegen befreundete Segler, es gibt günstige Flüge über Paris, es gibt weniger Hurricanes, viele gute Gründe sprechen dafür. Da wir das Boot aber gern an Nordamerikaner verkaufen wollen und diese nicht nach Martinique fliegen (es gibt praktisch keine Flüge aus den USA nach Martinique), wollen wir nun doch in Antigua bleiben. Hier in English Harbour hat sich schon Admiral Nelson vor den Hurricanes versteckt und mit Chris haben wir auch jemanden gefunden, der sich um das Boot kümmert. Bleibt der Flug: Entweder schaffen die Engländer ihre Quarantäne wieder ab oder wir versuchen von hier nach Guadelopue zu fliegen und von dort nach Paris und Berlin. Irgendwie wird das schon klappen.
Wie ihr seht, holt
uns so langsam die letzte Phase unserer Reise ein. Es fühlt sich alles nach
Heimreise an, obwohl wir noch 6 Wochen haben. 6 Wochen klingt ganz wenig, in
normalen Urlaubskontingenten gesprochen ist das natürlich ganz schön viel. Wir
werden wieder zu den Kitesurf-Spots aufbrechen und wahrscheinlich noch einmal
um Antigua cruisen. Andere Inseln zu besuchen ist nicht ganz einfach, da auf
den meisten eine Quarantäne eingehalten werden muss und wir dann ja auch bei
der Rückkehr nach Antigua neu einreisen und ggf. ebenfalls eine Quarantäne
einhalten müssen. Also bleiben wir voraussichtlich hier. Einzig, wenn noch vor
der Hurricane-Saison ein Käufer auftaucht, könnten sich die Pläne ändern. Es
gibt ggf. einen Interessenten in St. Lucia, an dem Ort, wo wir vor inzwischen 5
½ Monaten Land erblickt haben. Das wäre bestimmt auch eine spannende Variante,
diese Reise zu beenden. Ich bin mir sicher, dass sich unser dann wahrscheinlich
4. Besuch in St. Lucia wieder ganz anders anfühlen wird als die vorherigen.
Inzwischen freuen
wir uns auch alle wieder auf zuhause. Wir nehmen uns vor, etwas von der
Partystimmung unseres Lockdowns mitzunehmen und das Leben in Berlin zu
genießen. Ich muss mir überlegen, wie es beruflich weitergeht, wozu mir ständig
neue und sich widersprechende Ideen kommen. Wahrscheinlich wird es nichts
davon, ich genieße zumindest die Freiheit, neue oder auch erprobte Wege gehen
zu können.
Wahrscheinlich geht es vielen von Euch ähnlich: Man kann nicht mehr ganz so einfach einkaufen, ist viel zuhause und kommt auf tolle Ideen, was man in der Küche zaubern kann. Wir liegen hier in Green Island, weit weg von der Zivilisation. Das ist gut, denn keiner kümmert sich so richtig um den Lockdown und das ist nicht gut, weil wir hier nicht einkaufen können. Also haben wir gebunkert, was man bunkern kann und uns ein Küchenmonster zugelegt. Das Küchenmonster will jeden morgen gefüttert werden und dankt es einem mit Wachstum und Fermentierung. Die Rede ist von der sogenannten „Mutter“, einer Hefekultur, die in unserem Kühlschrank lebt. Den Namen verdankt es seinem Einzug bei uns: Collin, der Skipper des Nachbarbootes und in seinem häuslichen Leben Koch war so nett, seine Mutter mit mir zu teilen. Diese weilt seit ca. 8 Monaten bei ihnen und wurde in Rom angesetzt. Er hatte meinen Teil der Mutter noch einmal gut gefüttert, damit sie einen guten Start hat was dazu führte, dass mein Schraubglas fast explodiert wäre, als es bei uns an Bord war. Die Monstermasse quoll durch den nur leicht verschlossenen Deckel, der sich nicht mehr öffnen lies. Ich habe hektisch Löcher in den Deckel geschlagen, was zu einer Hefefontäne im Cockpit führte. Die überquellende Masse verteilte ich auf zwei Gläser und nun füttere ich jeden Tag „Hulk“ und „Bibo“, unsere Hefemonster. Die beiden leisten uns daraufhin gute Dienste. Ich habe inzwischen mehrfach Brot gebacken, Baguette, Brötchen, Zimtschnecken und als zwischenzeitliche Krönung einen mit Creme Brûlée gefüllten Streuselkuchen.
Es klappt gut, wenn ich dem Monster genug Zeit gebe. Statt 30 Minuten ziehen lassen gerne 90 Minuten und schon geht der Teig super auf und schmeckt klasse. Nicht so gut klappt es, wenn ich zwischen den Arbeitsgängen versuche, den Drachen zu bändigen. Das Hefemonster will Aufmerksamkeit und 3h ziehen lassen führt dazu, dass der Teig am Ende wieder einfällt – nicht gut. Diesmal ist der Drachen übrigens nicht der Parasailor, der sein Dasein repariert in der Segelkiste fristet sondern ein Kite. Wir liegen hier in einem bekannten Kitesurf Spot, durch ein Riff geschützt kommen Wellen nicht in die Bucht, der Wind wird aber hineingelassen. Es gibt einen kleinen Strand, an dem wir unerlaubter Weise unsere Drachen aufbauen und Starten. Schön ist, dass wir uns alle zu einer kleinen Kitesurf Anfängergemeinschaft zusammengefunden haben. Neben Enno und mir sind das Nathan und Wyatt (SY Moonfleet), Colling (SY Recipe) sowie seid gestern auch Emily und Everett (die Kinder von den gleichen Booten). Wir unterstützen uns gegenseitig, wenn einer sein Bord verliert, bringen uns zurück, nach dem (bisher) unvermeidlichen Abtreiben und reparieren gemeinsam die geschundenen Drachen. Ich erinnere mich an meine Schulzeit, in wir gemeinsam Windsurfen waren. Das macht Spaß und wir freuen uns miteinander, wenn wir Fortschritte machen. Ok, zugegeben, ein bisschen Vergleich ist auch dabei aber die gemeinsame Freud überwiegt. Inzwischen können wir alle die Höhe halten und schaffen es, am gleichen Strand wieder anzulegen, an dem wir losgefahren sind! Das ist ein großer Schritt für uns und zumindest für mich hat es bis dahin einige Blessuren gekostet. Das Problem ist nämlich, dass man dicht an Booten vorbeifahren muss und wenn man im falschen Moment einen Fehler macht geht’s übel aus. So musste ich vorgestern meinen Kite aus dem Rigg eines deutschen Katamarans pulen, was Rigg und Kite glücklicherweise unbeschadet überlebt hatten. Dieser freundliche Landsmann hat mich allerdings 30 Minuten lang angeschrien, was mir etwas unverhältnismäßig vorkam. Seine Frau ermahnte mich, nicht hinzuhören und tatsächlich hat er sich irgendwann wieder beruhigt.
Enno hat sich leider frühzeitig aus unserer Anfängergemeinschaft entfernt und während wir uns noch gegenseitig im Nichtschwimmerbecken aus fremden Booten retten übt Enno Sprünge im tiefen Wasser (dort, wo die Profikiter rumfahren). Er würde bestimmt schon Loopings fliegen, wären nicht die Töchter des Nachbarbootes noch interessanter als das Kiten.
Enno lässt also ganze Kitetage aus und gibt uns so die Chance, Millimeterweise aufzuholen… . Wir machen allenfalls Pause, wenn wir a) einen Hangover haben (kommt regelmäßig vor nach Feiern auf Recipe), b) wir keinen Wind haben oder c) wir unserem zweitliebsten Hobby nachgehen: Kite reparieren. Ja, irgendwie halten die Dinger nicht. Wahrscheinlich liegt es an der karibischen Sonne. Insbesondere die Ventile halten nicht auf den Kiteschläuchen. Ich habe unsere 7 Ventile inzwischen 11x mal neu geklebt (!!) und mehrere Löcher geflickt. Das Ergebnis ist nun, dass der Kite ca. 1h gut die Luft hält, dann braucht er die Pumpe. Das ist ja jetzt kein Problem mehr, da ich ja einfach wieder an den Strand fahren kann (nun ja, gestern brauchte ich vier Anläufe, bis ich den Kite einigermaßen kontrolliert in Ennos Arme fallen lassen konnte…). Ich dachte, dass wir einfach Pech hatten und unser 2nd Hand Kite-Schnäppchen vielleicht doch keines war. Nachdem aber Collins neuer Kite nach dem 2. Gebrauch ebenfalls Luft durch das Ventil verlor und Nathan, der inzwischen fünf Kites gekauft hat, 2 dauerhaft in der Werkstatt hat bin ich davon überzeugt, dass die Dinger einfach empfindlich sind. Aber ab und zu ein Tag Repair-Pause ist ja auch nicht schlecht. Mein Held ist übrigens Gary: Gary fährt am Profistrand, läuft wunderbar Höhe und macht kleine Sprünge. Andere springen viel höher aber Gary ist 81 Jahre alt und hat zwei künstliche Knie! Mit dem Kitesurfen hat er im Alter von 74 angefangen. Da bin ich mit meinen 52 ein Küken und meine leichten Knieprobleme sind Kinderkram! (Meine stets um mein Knie besorgte Mutter wird sich freuen, das zu lesen 😊). Auf jeden Fall hat der Sport vielleicht doch eine Zukunft für mich, wenn ich versuche den Kite auch als Entlastung der Gelenke einzusetzen – immerhin zieht er ja auch nach oben!
Jetzt habe ich
ausschweifend von Monstern und Drachen geschrieben und ihr könnt daran sehen,
wie sehr wir es genießen, uns mit einfachen Dingen zu beschäftigen und Zeit zu haben.
Ich werde mich nun meinem heutigen Experiment widmen: Bananenpizza. Dann ist
auch das Mehl alle und wir müssen uns in Richtung einer Bucht verholen, in der
man auch wieder einkaufen kann. Ach ja, die 5kg Mehl habe ich nicht allein
verbraucht: Enno ist inzwischen nicht zur zum Kite-sondern auch zum Crêpes-Master
avanciert. So überrascht er Nachbarboote mit spontanen Crepes-angeboten (meist
süß) und erfreut uns mit herzhaften Käse-Bacon-Crepes zum Frühstück!
Ihr Lieben, wir bekommen etliche Mails mit der Frage, wie es denn nun mit uns weiterginge. Wir haben uns in der Vergangenheit zurückgehalten, über Pläne unserer Route zu schreiben, da wir uns die Flexibilität erhalten wollten und uns z.B. im Hinblick auf eine Atlantiküberquerung nicht selbst unter Druck setzen wollten. Jetzt machen Pläne nur begrenzt Sinn, da sich die Parameter ja bekanntermaßen schnell ändern. Da aber einige Artikel in der deutschen Presse von einer schwierigen Situation für uns arme Segler im Paradies berichten, will ich hier einmal unsere Perspektive auf die Zukunft beschreiben.
Die Zukunft beginnt in der Gegenwart und in der geht es uns erst einmal super! Wir liegen hier umgeben von netten Booten und kommen mehr zur Ruhe als auf der gesamten bisherigen Reise und sicher auch mehr als im Berliner Alltag. Wir gehen trotz Ausgangssperre morgens zum Strand und machen ca. 90 Minuten Yoga, letztens sogar noch zusätzlich zum abendlichen Partner-Yoga. Wir ziehen uns mit allerlei Boards (Kiteboards, Surfboards, Wasserski) über das Wasser und gehen Schnorcheln mit Rochen und anderen tollen Tieren. Wir bekommen Trinkwasser in der Marina und die Supermärkte haben 4h täglich geöffnet. Anstatt uns also über eine potenziell ungewisse Zukunft zu sorgen genießen wir die Zeit hier!
Nun aber zu unseren Optionen. Ja, Antigua liegt im Hurricane-Gürtel. Die offizielle Saison beginnt im
Juni aber nach Antigua kommen die Wirbelstürme, wenn sie denn kommen, im Spätsommer September/Oktober. Die Zone reicht offiziell von 10° nördlicher Breite bis 30° nördlicher Breite. D.h. wir müssten entweder nach Süden bis zu den niederländischen Antillen oder nach Norden bis mindestens South Carolina. Wir haben allerdings eine gute Versicherung, die auch für HurricaneSchäden aufkommt, wenn wir das Boot entsprechend gesichert haben. Entsprechend haben wir einige Optionen:
A) Wir fahren in den Süden, z.B. nach Curacao (wenn die die Grenzen wieder aufmachen), lagern dort das Boot über die Hurricane-Saison ein und versuchen es im Herbst zu verkaufen.
Das machen viele Segler und entsprechend voll bzw. übervoll sind Marinas und
Landliegeplätze. Curacau ist nur 400nm entfernt, d.h. aus dieser Sicht wäre das einfach.
B) Wir fahren nach Norden. Eine Planung war, über die BVIs und die Bahamas in die USA zu fahren und das Schiff in Annapolis, einem riesigen Segelgebiet unweit von Washington DC zu verkaufen. Die Saison ist dort eher vergleichbar mit einer europäischen Saison, weshalb uns ein Verkauf im Frühsommer sinnvoll erschien. Nun, in die USA wollen wir z.Zt. nicht und nach Annapolis sind es immerhin 1800nm also ein ziemlicher Ritt. Hinzu kommt, dass uns die ganzen Inseln auf dem Weg dorthin nicht reinlassen.
C) Wir bringen das Boot zurück nach Europa. Antigua – Azoren ist eine klassische Route. Es ist zwar nicht so windsicher, wie auf der nördlichen Route, die nördlich des 30. Breitengrades verläuft aber mit einigen Kanistern Diesel kann man auch Flauten überstehen. Und es sind „nur“ 2200nm, d.h. 700nm kürzer als die Nordroute. Die Azoren lassen z.Zt. niemanden an Land aber ankern und verproviantieren ist erlaubt. Das Einfliegen von zusätzlicher Crew ist allerdings schwierig. Zudem stellt sich die Frage, was wir mit dem Boot in Europa anstellen. Wir haben zwar in unserem Heimatclub am Stößensee einen Antrag auf einen größeren Liegeplatz gestellt aber 45 Fuß dürften dort allenfalls für einen großen Lacher sorgen und zum Segeln auf der Havel ist es deutlich überdimensioniert. Auch auf der Ostsee brauchen wir es nicht, da allenfalls Caro und ich Sommer mit 18° Luft und 15° Wassertemperatur als tolles Segelwetter empfinden und die Jungs wohl allenfalls sporadisch dabei wären. Es bliebe also das Mittelmeer. Unser ursprünglicher Plan war ja, das Boot in die Türkei in die Charter zu bringen und den Rest der 2020 Saison zu nutzen. Allerdings lässt die Türkei ausländische Boote nur noch unter bestimmten Bedingungen zu und da fallen wir nicht drunter. Es blieben
Griechenland oder Kroatien aber wie verlässlich ist denn z.Zt. der Chartermarkt für
Segelyachten? Hinzu kommt, dass das von hier sicher 5000nm sind also ein riesiger Aufwand. Wir hatten das Boot gekauft und verchartert, da wir uns die Voraussetzungen für diese Reise schaffen wollten und das brauchen wir in der Zukunft erst einmal nicht mehr.
D) Wir bleiben erst einmal hier. Wie schon erwähnt schließt unsere Versicherung den Hurricane-Gürtel nicht kategorisch aus. Wir könnten also bis zum Juli auf Antigua bleiben oder ggf. zu den Nachbarinseln cruisen. Im Juli machen wir das Boot an Land oder im Wasser entsprechend der Versicherungsbedingungen fest und heuern jemanden an, der regelmäßig nach dem Boot schaut. Wir steigen in ein Flugzeug, was dann hoffentlich wieder fliegt und kommen nach Berlin, wo wir ab Juli auch wieder in unser Haus können. Der lokale Broker bietet das Boot auf den internationalen Plattformen an und zur Segelsaison in der Karibik wird das Boot hier verkauft. Diese Lösung geht natürlich davon aus, dass sich die Lage in der Welt wieder etwas normalisiert aber davon auszugehen, dass die Welt völlig aus den Fugen gerät erscheint mir wenig sinnvoll. Und für so etwas kann man eh nicht planen .
Im Moment favorisieren wir die Lösung D. Wir sind nicht in dem Panikmodus anderer Segler, die ihre Weltreisen abbrechen, um nun ganz schnell nach Hause zu müssen. Wir können uns auch von unserer Leonardo wieder trennen, obwohl sie uns wirklich ans Herz gewachsen ist und eine Bavaria 45 Cruiser ist ein Standardboot, was hoffentlich auch einen Käufer findet. Unsere Versicherung scheint auch flexibel und damit sind wir nicht so sehr unter Druck. Natürlich würden wir gern weitersegeln anstatt um Antigua herumzusegeln aber das sind Feinheiten. Wir haben hier nette Boote um uns herum, tolles Wetter und Wassersportmöglichkeiten. Warum also das nicht noch bis Juli genießen?
All diese Überlegungen sind Momentaufnahmen und wie ihr wisst, kann sich vieles schnell ändern. Wir wollen euch nur nach Hause übermitteln: Uns geht es gut, wir sind gut auf vieles vorbereitet und wir haben verschiedene Optionen. Ach ja, und wir sind gesund, in Antigua gibt es seid mehreren Tagen unverändert nur 15 Fälle von Covid 19 und keinen Todesfall!
Eigentlich wollte ich gestern schreiben aber als just als ich die Überschrift getippt hatte kam die Nachricht, dass Antigua ab dem 2.4. eine totale Ausgangssperre verhängt habe. Das hat mir die Laune und damit die Lust auf Blogschreiben verhagelt.
Eigentlich wollte ich nämlich schreiben, dass es uns hier sehr gut geht. Wir liegen in Farmouth Harbour, einer großen Bucht unweit von English Harbour, wo mit Nelson´s Dockyard ein Weltkulturerbe vom militärischen Hafenleben im 18. Jh zeugt. Glücklicherweise waren wir noch rechtzeitig im dortigen Museum wovon ich 2 Erkenntnisse mitgenommen habe:
Die Engländer haben Antigua für die Akklimatisierung
der Soldaten genutzt. Da das Klima hier nicht so feucht und nicht so heiß ist,
wie auf anderen Inseln ist es insgesamt viel angenehmer. Dass zwischen 1794 und
1796 doch 40.000 Soldaten und Seeleute in der Karibik gestorben sind und
weitere 40.000 so krank waren, dass sie nicht mehr arbeiten konnten hatte sicher
eher mit der Rumration von 250ml zur Mittagszeit zu tun als mit dem Klima. Es
sind wohl tatsächlich mehr Leute auf Grund alkoholbeeinflusster Unfälle
gestorben als auf Grund v on Kampfhandlungen… .
Die Engländer nutzten English Harbour, um sich
vor Hurricances in Sicherheit zu bringen. Die Buchten hier waren so gut
geschützt, dass Schiffe intakt blieben während andernorts viele sanken.
Die Messages haben mir gefallen, offensichtlich haben wir
mit Antigua keine schlechte Wahl getroffen! Und tatsächlich haben wir um die
27° Lufttemperatur und 27° Wassertemperatur, mal Sonne mal Wolken und nur
selten Regenschauer. So kann man den Virus aussitzen! Aber weg von allgemeinen
Infos zu uns. Was machen wir hier eigentlich den ganzen Tag? Ich gebe euch mal
ein Beispiel eines Tagesablaufs.
Im Moment beginnt der Tag gegen 07.00h wenn sich Caro und
ich im Salon treffen, wo der/die, die zuerst dort ist Kaffee macht. Wir nutzen
dazu eine kleine Espressomaschine, die man auf den Gasherd stellt. Mit dem
Kaffee in der Hand lesen wir Nachrichten auf dem Smartphone und verfolgen, was
in der Welt passiert. Wir freuen uns auch, wenn wir links zu guten Beiträgen bekommen.
Gegen 08.00h fahren wir zum Strand, wo wir die Crews von „SY Walter“ und „SY
Oktant“ treffen, zwei deutsche Boote, die mit Morgensport angefangen haben.
Heute haben wir auch die Crews von „Recipe“ (UK) und „Moonfleet“ (Canada) dabei
und Caro und ich habe eine Yoga-Session angeleitet. Das Programm variiert etwas
aber Caro und ich verfolgen sehr begeistert unsere Yogaübungen. Gestern habe
ich festgestellt, dass ich z.Zt. so beweglich bin, wie wahrscheinlich noch nie im
ausgewachsenen Zustand 😊. Wenn wir zurück an
Bord kommen, gibt es Frühstück. Manchmal haben Enno und Lennard schon mit dessen
Vorbereitung angefangen, oft machen es Caro und ich. Dabei essen wir Müsli bzw.
Porridge mit Obst oder aber Eier mit Speck. Alles soweit vorhanden, manchmal
gibt es auch Baguette aber Brot ist insgesamt selten. Wir haben auch noch
einige Scheiben vom Schwarzbrot aus der Dose, was uns meine Mutter fürsorglich mitgegeben
hatte. Vielen Dank dafür, es war eine willkommene Abwechslung. Nach dem
Frühstück waschen die ab, die kein Frühstück bereitet haben. Dabei freuen wir
uns gerade, dass wir in dieser Bucht einfach Süßwasser mit einem Kanister zum
Boot schaffen können, d.h. Abwaschen mit Süßwasser!!! Das ist super, denn wenn
man zu lange nur mit Salzwasser abwäscht entsteht ein Schierfilm, der nicht
mehr so recht weggeht. Das Abwaschen mit kaltem Salzwasser macht einfach keinen
Spaß. Entsprechend ist eine Sorge, dass die Wasserversorgung schlecht wird,
wenn wir hier eine Ausgangssperre bekommen… . Aber dazu später mehr.
Gestern gings dann weiter mit Schnorcheln im Hausriff, wo man allerlei bunte Fische sieht. Andere sehen große Barracudas und Lobster, Caro sieht Kofferfische, ich sehe viele kleine bunte Fische… . Enno und Lennard machen nach dem Frühstück meist etwas Schule. Enno eh, da er dien Stoff der 7. Klasse ja irgendwie aufsaugen muss und inzwischen auch Lennard, der sich mit Hilfe eines Mathebuches auf den Einstieg in das Kurssystem vorbereitet.
Dann kommt im Moment der soziale Teil: Lennard und Enno machen irgendetwas mit den Nachbarteenagern, einer Gruppe von neun 13-18-jährigen aus England, Kanada und den USA. Zum Leidwesen der beiden besteht die Gruppe aus reinen Native-Speakern und spricht entsprechend schnell und undeutlich. Nicht ganz einfach, da in der Gruppe alles mitzubekommen. Anyway, wir haben großes Glück gerade jetzt eine so große Gruppe von Teenagern um uns herum zu haben. Eine Spezie, die bei Seglern echt selten ist. Die meisten Segler sind ältere Paare oder Familien mit kleinen Kindern. Caro und ich sind parallel dazu einkaufen gefahren und haben uns in die Schlange des lokalen Supermarktes eingereiht. Ich merke dabei, wie sehr wir hier angekommen sind: Hätte ich den Supermarkt vor einigen Monaten als spärlich und teuer empfunden freue ich mich heute, was wir alles für kaum 300€ bekommen haben 😊.
Irgendwann während des Tages hatten wir auch noch leckere Nudeln zu Mittag gegessen, jetzt fahren wir noch einmal zum Hafen, wo wir unsere Kanister mit ca. 80l Trinkwasser füllen. Auf dem Rückweg werden wir von der Recipe-Crew zum Sundowner eingeladen. Collin ist englischer Sterne- und Fernsehkoch und zusammen mit seiner Frau Bex sind sie perfekte Gastgeber. Mit ihren drei Töchtern leben sie auf einer Lagoon 560, einem Katamaran, dessen Grundfläche mir nur unwesentlich kleiner vorkommt als die unseres Hauses in Berlin… . Der Katamaran ist sicher nicht das eleganteste Segelboot aber der Komfort ist unglaublich. Eine riesige Sitzgruppe als Terrasse, eine weitere einen Stock höher, eine große offene Küche im Salon dazu 6 Kabinen. Wenn ich mal ne Mio übrige habe, kaufe ich mir auch sowas 😊. Auf jeden Fall haben wir einen netten Abend mit den Eltern der Teenager während die Kinder sich auf der großen Trampolinfläche auf dem Vordeck des Kats amüsieren. Mir fällt schnell auf, dass wir kein Abendbrot gegessen hatten wodurch die Sundowner-Biere schnell zu großer Heiterkeit führen.
Um 20h werden Lennard und ich nervös. Schließlich sind wir deutsch und wir wissen, dass ab 20h die nächtliche Ausgangssperre greift. Auch wenn wir beschließen, das nicht so päpstlich zu nehmen sind wir nicht mehr so entspannt und brechen bald auf. Die Kanadier sind relaxter, die Britten sind ja eh schon zuhause. Die anderen Deutschen sind auf ihrem Boot geblieben, die maximal erlaubte Gruppengröße von 10 Personen hatten wir eh schon überschritten.
Die Tage vergehen schnell, wir gehen selten spät ins Bett.
Am Sonntag haben wir im Sinne des Heimatgefühls den Tatort gestreamt, der leider
in der Mitte abbrach, da meine 10GB Simkarte schon wieder erschöpft war ☹. 10GB kosten hier 40EUR und durch die Einrichtung eines
Hotspots für die Familie sind die recht schnell weg. Inzwischen haben wir alle
mit eigener Datenkarte ausgestattet und damit auch den Streit, wer schon wieder
so viel verbraucht hat aus der Welt geschafft.
Dies also ein Einblick in unseren Alltag. Keine aufregenden
Geschichten und das wir auch erst einmal so bleiben. Ab morgen herrscht Ausgangssperre,
d.h. wir dürfen das Boot nicht mehr verlassen. Als nix mit Yoga am Strand und
Parties auf dem Nachbarboot. Immerhin dürfen wir vormittags noch für 3h in den
lokalen Supermarkt, was mich sehr freut. Denn das heißt wir haben ausreichend
nette Sachen zu essen und wir können weiter Süßwasser holen (hoffentlich). Das macht
viel Lebensqualität für uns aus. Vielleicht können wir dann ja auch mal
heimlich zu den Nachbarn schwimmen oder gar zum Strand. Riskieren wollen wir
allerdings auch nichts, denn was wir auf keinen Fall wollen ist, dass sie uns
aus Antigua rausschmeißen. Ach ja, eine kleine Anekdote aus der Marina: Der Kollege
dort erzählte mir, dass sich die Superreichen hier in Sicherheit bringen. Eine
Familie hat die Yacht „Enjoy“ gemietet, um sich damit 7 Wochen hier zu
isolieren. Für nur US$500.000 die Woche! Also wir sind dort, wo sich die Superreichen
in Sicherheit bringen. Ist doch nen gutes Gefühl, oder?
Jetzt geht es los zur letzten Strandparty vor dem Einschluss. Wir wagen es, mit Eltern und Kindern in einer Gruppe von 17 Personen anstatt der erlaubten 10 zu feiern. Vielleicht bilden wir zwei Grüppchen. Über die weiteren Perspektiven schreibe ich aus der Bootszelle, dann haben ich bestimmt auch Zeit diesen Artikel mit Bildern zu ergänzen.
Wir denken an euch in der Heimat und hoffen, dass ihr gesund seid und einigermaßen mit der Situation zurecht kommt. Alles Liebe aus dem Paradies!
Nach ca 2. Wochen sind wir wieder in Green Island, einer kleinen Insel vor der Ostküste Antiguas. Hier haben wir fast eine Woche vor Anker verbracht und den Kite repariert, ihr erinnert euch sicher an den letzten Blogeintrag. Inzwischen waren wir in Jolly Harbour an der Westküste und haben uns mit Wasser und Proviant eingedeckt. Von dort sind wir nach Long Island im äußeren Nordosten umgesiedelt. Es ist ein großes Privileg, dass wir so frei umhersegeln können. Ein befreundetes Boot sitzt in Martinique fest. Da dort die französische Ausgangssperre herrscht, dürfen sie weder das Boot verlassen noch Wassersport betreiben oder gar weitersegeln. Einkaufen darf eine Person mit einem Passierschein. Wir sind sehr froh, dass Antigua das anders handhabt und wir hoffen, dass es noch etwas so bleibt!
In Long Island fanden wir
eine tolle Bucht, ruhig, flach mit tollen Stränden. Leider waren die
Security-Kollegen dagegen, dass wir die Insel betreten, um unserer Yoga-Praxis
nachzugehen. Alles privat, nix für Bootstouristen… . Zum Glück war eine kleine
vorgelagerte Insel in Reichweite und statt uns aufzuregen haben wir uns dort an
kleinen Vögeln und unglaublichen Muscheln am Strand erfreut. Dann der erste
Kiteversuch vom Boot. Es ist uns tatsächlich gelungen, die Leinen auf dem Boot
zu sortieren, mit dem Dingi zu verbinden und den Kite behutsam ins Wasser
gleiten zu lassen. Enno ist dann problemlos aufgestiegen und wie der Teufel
durch die Bucht gerast. Selbst wenn ich mit Vollgas in Gleitfahrt mit dem Dinge
hinterherfahre, habe ich keine Chance ihn einzuholen. Leider war die Bucht
welliger als gedacht, so dass Höhlaufen eher schwierig war und nach kurzer Zeit
fanden wir uns weit weg vom Boot auf dem Weg zur Hauptküste Antiguas. Kiteleine
eingerollt, Kite aufs Boot und dann gegen Wind und Welle zurück. Diesmal binden
wir das Dingi an einem Pfahl im Wasser fest und sortieren die Leinen neu. Nun
bin ich dran! Die Stelle ist superglatt, keine Welle, türkisblaues Wasser – ein
Traum! Leider ist die Stelle auch vom Wind abgeschirmt und es gelingt mir erst
nach vielen Anläufen, den Kite überhaupt in die Luft zu bekommen. Dass er mich
dann auch noch aus dem Wasser hievt war zu optimistisch… noch30 Minuten
weiterprobieren, dann Abbruch! Es ist mir etwas unangenehm, wenn mein lieber
Sohn Enno mich dabei erlebt, dass ich wie ein Baserker fluche und rumschreie,
weil alles nicht so klappt, wie ich mir das vorstelle. Da bin ich trotz Yoga
und co noch ganz wie der 15-Jährige, der vor 35 Jahren mit seinem Windsurfbrett
gekämpft hat und auf Wind und Wasser eingeschrien hat… . Nun ja, vielleicht ist
es einfach so. Immerhin mache ich ja auch den gleichen Unsinn wie mit 15 und
versuche mich von einem Lenkdrachen aus dem Wasser ziehen zu lassen 😊.
Wir beschließen umzuziehen
und ankern nicht weit an einer anderen Insel (keine Ahnung, wie die heißt). Die
ganze Ostküste Antiguas ist voller Riffe, so dass man sehr genau navigieren
muss und dafür aber von den großen Atlantikwellen geschützt ist. Hier scheinen
die Bedingungen optimal. Der Wind bläst mit ca. 18kn, weit und breit Platz, nur
kleine Wellen. Eilig bauen wir auf und ich habe die tolle Idee, den Kite direkt
vom Boot zu starten…. Der Kite fängt Wind und ich mache einen Riesensatz ins Wasser….
. Leider stellt sich dann heraus, dass zwei Leinen verdreht montiert waren, d.h.
nach meinem Patentsatz kann ich nicht starten sondern wir versuchen die Leinen
im Wasser zu sortieren. Wir kämpfen 30 Minuten, dann packen wir den Kite wieder
aufs Boot nachdem wir selbstverständlich mindestens eine Seemeile durch die
Bucht getrieben sind. Aber es war ja Platz 😊. Ach ja, Enno
ergänzt: Wir haben dabei 2x die Leine im Motor des Dingis gehabt aber das haben
wir ja gelöst… . Das wars erst einmal für den Tag mit den tollen Bedingungen.
Nächster Tag, neues Spiel,
neues Glück!
Wir hatten eine bewegte Nacht,
da wir unseren Ankerplatz primär nach den Kitekonditionen ausgesucht haben.
Entsprechend lagen wir im Wind und der Windwelle. Inzwischen sind wir aber
entspannter beim Ankern und wissen, dass der Anker gut hält, wenn wir ihn gut
eingegraben haben und wir durch den stetigen Wind immer in der gleiche Richtung
an ihm ziehen. Da lassen uns auch 25kn Wind (6 Bft) nicht nervös werden.
Einzige einen Ankeralarm stelle ich ein, der wild jault, wenn wir mehr als den
definierten Radius wegtreiben.
Ich stehe wie gewohnt um 06.00 Uhr morgens auf, der Wind ist plötzlich ruhig. Das gibt sich allerdings wieder und als alle einigermaßen wach sind, bläst er mit munteren 22-25kn. Also 5,5 – 6 Bft und das ist zu viel für unseren 12 m² Drachen. Wir beschließen abzuwarten und eine Runde Canasta zu spielen. Teamcanasta, Eltern gegen Kinder und wer gewinnt? Die Eltern natürlich, wir haben ja auch viel mehr Erfahrung 😊. Gegen 12h ist der Wind bei 20kn und wir beschließen einen neuen Anlauf. Diesmal starten wir genauso wie bei Ennos erstem Versuch: Akribisch sortieren wir die Leinen, lassen diese vorsichtig ins Wasser gleiten und befestigen die „Bar“ (Eine Stange an dem man die Leinen hält) am Dingi. Dann darf der Kite behutsam ins Wasser, ich gleite ebenfalls ins Wasser und starte den Kite. Kein Problem, bei 20kn Wind ist der schupps am Himmel. Dann Brett ins Wasser und Enno löst die Leine, die mich noch am Dingi hält. Eine gekonnte Bewegung des Meisters, und zupp stehe ich auf dem Brett! Hurra, das erst Fahrerlebnis mit dem Kite nach mehr als 2 Wochen basteln und sch…. . schreien! Ambitioniert versuche ich sofort Höhe zu laufen, damit ich nicht soweit abtreibe. Außerdem bemühe ich mich, den Kite hoch am Himmel zu lassen, damit sich der Druck in Grenzen hält und ich nicht wie eine Rakete übers Wasser fliege. Das alles klappt so ein bisschen, mal mehr mal weniger. Enno bleibt mit dem Dingi auf den Fersen und bringt mir das Brett zurück, wenn das beim Sturz verloren geht. Das ist eine sehr hilfreiche Sache, denn wenn man vor dem Brett im Wasser landet und der Kite einen in großer Geschwindigkeit wegzerrt ist es nahezu unmöglich, an das Brett zu kommen, was in Luv vor sich hin dümpelt. Na ja, zumindest für mich. Noch!
Nachdem ich nun auch die
Bucht weitgehend durchquert habe, beschließen wir, die Rückreise anzutreten. Was bei 15-17kn noch einfach war, ist bei
20-22kn eine ziemliche Herausforderung: Die Leinen einzurollen und den Kite auf
dem Dingi zur Ruhe zu bringen. Ich erspare euch die Einzelheiten, nach 30 Minuten
war es vollbracht. Wir beschließen, uns Youtube – Tutorials anzuschauen, dass
muss anders gehen! Sobald der Kite sicher auf dem Dingi ist, bändigen wir ihn
nachhaltig mit einem Griff zum Ventil: Pffffft, was für ein erleichterndes
Geräusch! Komischerweise verspüren weder Enno noch ich Lust, es noch einmal zu
versuchen und wir verlassen auch diesen gastlichen Ort. Wir durchkreuzen erneut
die engen Riffe und schaukeln mit 1,5 – 2m Welle direkt von der Seite in Richtung Green Island. Hier liegen wir nun
sicher vor Anker und haben schon eine schöne morgendliche Yoga-session hinter
uns. Der Wind bläst erneut mit 22kn. Einige unerschrockene Kiter ziehen ihre
Runden, bestimmt mit kleinerem Tuch. Enno und Caro backen Plätzchen, Lennard
liegt in seiner Kabine und singt etwas mit zu der Musik, die er mit Kopfhörer
hört 😊. Vom Kiten redet gerade keiner, wir haben
beschlossen, nur noch bei optimalen Bedingungen herauszugehen!
Ihr Lieben, wir haben uns
lange nicht gemeldet und ich habe bestimmt bald vier Wochen nicht geschrieben.
Wir sind recht weit weg von
den realen Auswirkungen der Corona-Kriese. Auf Antigua gibt es nur einen
registrierten Fall, ein Kind, was auf dem Weg der Genesung ist. Der Supermarkt
ist gut gefüllt und die Insel macht insgesamt einen sehr wohlhabenden Eindruck.
Es scheint so, als würden viele gut situierte Engländer und Amerikaner hier
ihren Lebensabend verbringen. Es ist also nicht so arm, wie andere Inseln und
wir vermuten, dass es sogar ein einigermaßen funktionierendes Gesundheitssystem
gibt. Wir haben auch gelernt, dass der Virus weder Wärme, Sonneneinstrahlung
noch Salzwasser mag – all das haben wir hier in Hülle und Fülle!
Trotz unserer privilegierten
Situation sind wir natürlich gut mit dem Rest der Welt vernetzt und lesen Spiegel
Online und dergleichen. So denken wir viel an euch zuhause und unser Paradies
bekommt einen etwas schalen Beigeschmack. Vielleicht war das auch ein Grund,
warum wir wenig geschrieben haben. Wir fanden uns selbst an einem Punkt, an dem
wir etwas Heimweh hatten. Nicht nach Corona aber nach Berlin, nach Familie und
Freunden. Nach der Aufbruchsphase im Mittelmeer, der großen Überfahrt und dem
Ankommen und Entspannen in der Karibik haben wir das Gefühl, in die letzte
Phase unseres Abenteuers einzusteigen und wir wissen irgendwie nicht so recht,
wie die eigentlich aussehen soll. Das war zumindest der Stand vor einer Woche.
Lennard war etwas malat und Enno und ich hatten nach dem ersten Abenteuer mit
dem Kite einen Sonnenstich. Caro hatte entsprechend viel Arbeit und irgendwie war
die Stimmung gedrückt. Das Thema Boot verkaufen stand an und das wollten wir
eigentlich in den USA tun. Das ist ganz schön weit, d.h. wir müssen wieder in
Bewegung kommen. Wir haben also noch einmal letzte Reparaturen vorgenommen und
uns auf die Überfahrt zu den Brittish Virgin Island vorbereitet. Das war
vorgestern.
Gestern habe ich länger nachgedacht
und wir haben gemeinsam beschlossen, erst einmal in Antigua zu bleiben. Hier
sind wir bereits einklariert, wir müssen keine Gesundheitsschecks oder Quarantäne
fürchten. Das ist nämlich ein Mittel Einwanderungsbehörden: Entweder Boote aus
bestimmten Ländern gar nicht reinlassen oder eine Quarantäne von 14 Tagen
verhängen, in denen wir das Boot dann
nicht verlassen können. Warum uns also dem aussetzen? Hier ist der
Supermarkt gefüllt. Und auch wenn er teuer ist, die anderen Inseln sind nicht
billiger. Ein weiterer Punkt ist: Von Antigua kann man zum einen nach Süden in
Richtung Grenada oder ABC-Inseln (das sind die holländischen Antillen Aruba,
Curacao usw) fahren. Beides liegt südlich des Hurricane-Gürtels, der die Gegend
hier ab Mitte Juni gefährlich macht. Zum anderen kann man von Aruba auch nach
Norden fahren, wo der Hurricane-Gürtel ungefähr an der Nordküste Floridas endet.
Es gibt schöne Ankerbuchten in Antigua und Kitesurfen kann man auch. Warum also
nicht einfach hierbleiben und beobachten, wie sich die Welt entwickelt. Auch
der Verkauf des Bootes pressiert nicht mehr so. Vielleicht ist die
selbstgewählte Isolation auf einem Segelboot gar keine schlechte Form, den
globalen Spuk vorbeiziehen zu lassen.
Wie gesagt, es fällt nicht
ganz einfach, auf den normalen „hurra-wir-sind-im-Paradies-Modus“ zu schalten,
wenn man die Nachrichten liest. Wir denken an euch und wir machen uns Gedanken,
wie sich die Welt verändert. Für euch und für uns. Werden die Schulen nach den
Osterferien wieder öffnen? Oder nach den Sommerferien? Ist nicht
Online-Learning und sowieso so viel wie möglich online das Gebot der Stunde?
Das geht ja auch von hier… .
Nun, ihr wollt sicher nicht
lesen, wie wir uns Gedanken über euch zuhause machen. So will ich also etwas
von uns hier erzählen:
Wir sind von Guadeloupe in
Brittish Harbour eingelaufen nachdem der angeschlagene Lennard seine erste
Bekanntschaft mit Seekrankheit gemacht hatte. Sonst ein Fels in der Brandung
hatte ihn eine Erkältung vorher geschwächt und er hatte plötzlich deutlich mehr
Verständnis für seinen kleinen Bruder. Brittish Harbour war voller Boote, viele
davon Segelyachten von mehr als 130 Fuss also mehr als 40 oder 50 Meter. Unsere
Leonardo hatte eher die Größe von deren Beibooten, also eindeutig eine andere Liga.
Nachdem wir problemlos einklarieren konnten sind wir in Richtung Green Island
gefahren, ein Kitespot, an dem wir nun endlich das neue Gerät kennenlernen
wollten. Enno und ich sind dann auch schnell zur Tag was allerdings nicht so
einfach war, wie gedacht. Der Strand war so eng, dass wir beschlossen hatten
vom Dingi zu starten. Die Kitezone war dann so eng, dass wir sofort in ein Feld
von Booten trieben. Hier konnten wir den Kite nicht mehr starten, da eine der
Tubes völlig luftlos war. Also Abbruch und zurück zum Boot. Enno und ich waren
völlig fertig, irgendwie hatten wir uns in der Euphorie nicht ausreichend vo der Sonne geschützt und uns war ziemlich
schummerig. Unsere Köpfe glühten und auch am nächsten Tag waren wir noch
fertig. Also konnten wir uns ein Youtube-Video nicht über Kitesurfen sondern
über Kite-Flicken anschauen. Wir fördern also den inneren Tube zu Tage und kleben
das Ventil neu ein. Dann alles wieder rein und am nächsten Tag erneut zum
Strand. Aufpumpen und…. Pfffft, das nächste Ventil ist undicht. Also wieder zum
Boot, neues Flick-Video und den großen Tube flicken. Diesmal zwei Ventile neu
einkleben. Aufpumpen und…. Pfffft. Ah, da ist ja noch ein Ventil. Also Flicken
und am nächsten Tag wieder an den Strand. Pump, pump, pump und….. pfffft.
Diesmal weicht die Luft aus dem kleinen Tube. Also wieder zum Boot und diesmal
holen wir allen verbleibenen Tubes aus dem Kite und kleben die verbleibenden
beiden Ventile ein. Wir haben nun alle 6 Ventile des Kites neu eingeklebt und nun
scheint es tatsächlich zu halten. Enno steigt auf und Kitet wie ein Weltmeister
hin und her! Als ich es probieren will hat der Wind nachgelassen und es reicht
nicht mehr für meine 85kg. Aber für Enno, der freudig noch ein paar Runden
dreht. Fahren klappt super, er ist schnell und auf der einen Seite klappt auch
das Höhelaufen schon ganz gut. Auf der anderen Seite nicht ganz so aber dafür
sitze ich ja im Schlauchboot und fahre hinterher. Nachdem Enno ca. 2nm an Höhe
verloren hat packen wir alles aufs Boot und es geht zurück zum Strand. So
hatten wir uns das vorgestellt und nach all der Flickerei haben wir nun
zumindest ein erstes Erfolgserlebnis!
Am nächsten Tag lässt der
Wind nach und wir fahren zurück nach Brittish Harbour. Dort hatte ich einen
Segelmacher aufgetan, der das Loch in unserem Parasailor flicken wollte. Da er
bis ca 23h abends arbeitet (in der Saison 16h/Tag arbeiten, dann eine
Harricon-Saison lang Pause) konnten wir den Drachen abends vorbeibringen. Am
nächsten Tag war er tatsächlich repariert und Lennard und ich machten uns
daran, die gerissenen Leinen zu flicken. Auf einer großen Wiese ersetzten wir
tatsächlich 20 Leinen mit 1mm Dyneema-Schnüren, die sicher nicht noch einmal
reißen werden! Unsere nächsten Etappen sollten ja wieder in Richtung Westen
gehen, d.h. Rückenwind und da wollte ich auf jeden Fall unseren Drachen wieder
am Start haben. Das hat tatsächlich alles gut geklappt und mitten in die
Wettfahrt der Superyachten hinein machen wir uns auf in Richtung Jolly Harbour,
einem Hafen an der Westküste der Insel, wo man gut einkaufen kann und wir alle
Tanks und Batterien aufladen können. Ich habe diese 3 Marinatage sehr genossen.
Man kann einfach das Boot verlassen, auf festem Boden laufen, eine richtige
Dusche nehmen, in den nahegelegenen Supermarkt gehen… alles richtig normal.
Nach einer gewissen Bootsmüdigkeit fand ich das super. Da das dann doch 60USD
pro Nacht kostet sind wir gestern nach 3 Tagen wieder in die Bucht gezogen.
Hier liegen wir vor Anker, sicher auf Sandboden und das ganze kostet nichts. Mit
dem Dingi braucht es nur 10min bis in die Marina, d.h. all die Annehmlichkeiten
sind nicht weit weg.
Zum Frühstück ist nun die
Frage, ob wir Panncakes bei Wildest Dreams essen oder hier an Bord. Ob erst
noch Blog-schreiben oder gleich Yoga und dann frühstücken…. Alles schwierigie
Entscheidungen und ihr seht, der harte Paradies-Alltag hat uns voll im Griff!
Ich versuche jetzt weniger
Nachrichten zu lesen und den Tag zu genießen. Ich denke an euch zu hause und
freue mich darauf, wenn wir in ein paar Monaten wieder da sind und über diese
Panikepisode nach-senieren können!
Da sind wir wieder, Rodney
Bay in St. Lucia! Hier sind wir am 13.12.2019 nach den 23 Tagen Überfahrt
gelandet. Wir liegen in der großen Bucht, diesmal ohne Regen und auch die
nächtlichen 30kn Wind lassen uns inzwischen entspannt. Wir wissen, dass der
Anker hält, der Boden ist sandig und es gibt reichlich Platz zum nächsten Boot.
Warum also nervös werden? Hier haben wir auch unser 2. Dingi gekauft, was uns
sehr ans Herz gewachsen ist. Das Boot ist riesig, 3,60m lang und hat einen 2.
Boden, d.h. über dem V-förmigen unteren GfK- Boden ist ein 2., der waagerecht
ist. Das bringt viel Bequemlichkeit mit sich, mehr als ich vorher gedacht
hätte. In der Dusche hatte ich ein Dejavu: Ich weiß noch, wie wir uns nach der
Überfahrt auf eine Dusche gefreut hatten, 23 Tage ohn richtige Dusche… .
Während ich also unter dem eher kläglichen Wasserstrahl stand fragte ich mich,
wann ich denn das letzte Mal geduscht hatte. Nach einigem Überlegen kam ich
drauf, es war genau hier! Am Tag des Dingikaufs. Uns das war am 6.1.! Und das
ist 36 Tage her! Wow, es ist unglaublich, wie anders sich das anfühlt. Wir
haben uns an ein Leben ohne Dusche gewöhnt und das jetzt war jetzt zwar ganz
nett aber hatte bei weitem nicht den Erlebniswert, wie nach den 23 Tagen der
Überfahrt. Nicht das ihr denkt wir waschen uns nicht. Wir baden jeden Tag im
Meer und es gibt ja auch noch Waschlappen und wir duschen uns mit Süßwasser ab.
Viel mehr gefehlt haben uns om dem Grenadinen
die mangelnden Einkaufsmöglichkeiten. Es gibt sehr wenig zu kaufen und
was es gibt, ist sehr teuer. Entsprechende Wertschätzung hat erfahren, was wir
noch an Bord hatten. So wurde aus einer Tüte Karamelbonbons, die wir in der
Notfalltasche hatten ein großer Schatz, der abendlich zugeteilt wurde und der
kreativ verfeinert wurde. Ein Brocken Sahnekaramell bietet die Basis für 4
Tofifee-ähnliche Pralinen, wenn man ihn in Streifen schneidet und mit einer
Mandel sowie etwas Salz garniert. Köstlich!
Inzwischen ist der 22.2. und
wir sind schon wieder einige Schritte und Inseln weiter. Von St. Lucia brachen
wir mit gemischten Gefühlen in Richtung Le Marin auf Martinique auf. Hier
hatten wir ziemlich unangenehme Erfahrungen beim ersten Besuch gesammelt, der
Ort ist einfach nicht schön und auch die Einkaufsmöglichkeiten erschienen uns
lange nicht so gut wie oft berichtet.
Aber auch hier hat sich
unsere Wahrnehmung geändert! Inzwischen schocken uns die vielen Wracks nicht
mehr und wir wissen einigermaßen genau, wo wir gut ankern können. Der viele
Regen, gerade beim Einlaufen und Ankern nervt zwar aber auch das haben wir
dieses Mal gut abgepasst. Der Leaders Price, eine Art französischer Lidl ist
ein Schlaraffenland verglichen mit all dem, was wir auf den anderen Inseln
gefunden hatten und für nur 560 EUR verwandeln wir unser Boot wieder in ein
schwimmendes Delikatess-Restaurant. Um den Schaden am Rigg reparieren zu
lassen, gehen wir für 3 Tage in die Marina, was uns allen gut tut. Marina
bedeutet Unabhängigkeit, jede(r) kann allein und wann immer er/sie möchte das
Boot verlassen, zur Dusche gehen, einkaufen gehen, was auch immer. Das hatten
wir ca. 6 Wochen nicht und das tut gut. Selbst die Restaurants kommen uns nach
den Erfahrungen in St. Vincent und den Grenadinen nicht mehr teuer vor und
dafür gibt es vernünftiges Essen! Also genießen wir das, was uns vormals unangemessen
erschien und finden Le Marin gar nicht mehr so schlimm 😊. Die Arbeiten am Rigg klappen gut, es gibt die
benötigten Ersatzteile und kompetente Leute für deren Installation. Dass wir
die Rolle im Mast für das Fall des Drachensegels nicht ersetzt bekommen, der
Motor der Badeplattform nicht repariert werden kann, Lennards Duschpumpe defekt
bleibt und der Edelstahlschweißer, der den Hydrogenerator reparieren sollte
pleite gemacht hat, nehmen wir gelassen hin. Keiner hat wirklich damit
gerechnet, dass wir diese Dauerbrenner gelöst bekommen. Wir leben schon lange
damit und haben uns damit arrangiert. Und irgendwelche Probleme müssen wir uns
ja auch für kommende Marinas aufheben. Was mich allerdings schmerzt ist, dass
wir nach dem dringend erforderlichen Süßwasserwaschen des Drachensegels ein
weiteres Loch entdeckt haben. Ich will nicht ausschließen, dass dieses bei der
Waschaktion selbst entstanden ist aber darüber nachdenken und sich ärgern hilft
auch nicht weiter. Wir werden eh nicht mehr viel Rückenwind haben und damit ist
entschieden, dass wir das Segel nicht mehr aus dem Sack holen. Vielleicht
schicken wir es ja sogar vorab nach Deutschland, um es dort reparieren zu
lassen und an den nächsten Atlantiküberquerer zu verkaufen.
Ich glaube unsere Versöhnung
mit Le Marin zeugt auch für unsere insgesamt entspanntere Stimmung. Das erste
Mal Le Marin war frisch nach der Überfahrt und wir wahren noch voll der
Anspannung. Alles war anstrengend, alles war wichtig, ernst und mühsam. Heute
ist nicht mehr alles so wichtig und wir bemühen uns, entspanntere Zeitpläne
aufzustellen und Zeit für Genuss zu behalten.
Die Weiterfahrt war dann doch
recht sportlich getacktet, obwohl es schon der entspannte Zeitplan war. Wir
fuhren morgens in der Marina los wobei uns starker Seitenwind mit dem Heck in
die Mooringleine des Nachbarns trieb. Lennard assistierte im Dingi und drückte
mit dessen Nase seitlich gegen unser Heck bis wir wieder unser Ruderblatt
wieder leinenfrei hatten. Vielleicht nicht die eleganteste Methode aber sie hat
funktioniert und es hat nichts weiter Schaden genommen. Den Dingi Motor haben
wir dann frei in der engen Bucht treibend wieder an Bord genommen und das Dingi
selbst mit zwei Leinen hinten am Boot befestigt. Ich hatte dann die tolle Idee,
schon in der Bucht Segel zu setzen. Zum einen, weil wir es nun doch eilig
hatten, zum anderen, weil in der Bucht keine Wellen warten. Binnen 5 Minuten
war die ganze Mannschaft wach… . Erst in den Wind, um das Großsegel zu setzen.
Kaum war das draußen stellte ich fest, dass ich es auch mit Motor nicht schaffe
abzufallen und wir recht schnell in Richtung Sandbank fahren. Also sofort die
Genua raus, jetzt aber ganz schnell. Dann Großsegel auffieren und nun gelingt
es, abzufallen. Allerdings müssen wir jetzt auch gleich Halsen also sofort das
Großsegel wieder dichtholen, Halsen und zwischen den Kitesurfern durch in der
Fahrrinne bleiben. Auch hier ist nichts passiert, alles hat geklappt aber aus
der geplanten entspannten Abfahrt im lockeren Zeitplan wurde doch eine
hektische Aktion mit einem aufgeregt rumschreienden Skipper. Also fürs Logbuch:
Wenn wir noch einmal nach Le Marin kommen, nicht in der Bucht die Segel setzen!
Nun aber zum schönen Teil:
Der Grund für unseren Zeitdruck war ein älteres französisches Ehepaar, was in
Anse de Arlet auf uns wartete. Und zwar mit einem Kite, den sie vor ca. 2
Wochen in leboncoin.fr inseriert und für uns aufgehoben hatten. Die beiden
waren dann auch 5 Minuten nach unserer Ankunft da, brachten uns einen aus
unserer Sicht neuwertigen Kite zum Strand, wo Enno und ich unser fachkundiges
Auge darauf werfen konnten. Naja, wir haben ja keine Ahnung aber das Ding sah
gut aus, schien wenig gebraucht und die beiden machten einen vertrauenswürdigen
Eindruck. Und eine Alternative hatten wir auch nicht, also das Teil muss gut
sein! So, jetzt haben wir also einen Kite und auch wenn heute der Wind
eingeschlafen ist, werden wir zumindest das Board als Wakeboard einweihen! Es
ist schade, dass Peter nicht diesen entspannteren Teil der Reise mit uns teilen
konnte und gemeinsam mit uns das neue Prachtstück einweihen kann aber wer weiß,
vielleicht ergibt sich ja noch eine Gelegenheit!
Im Norden Martiniques trafen
wir dann Vesna (Australien) und Otoka (Canada) wieder, mit denen wir und vor
allem die Kinder viel Zeit in Lanzarote verbracht hatten. Vesna hat zwei Jungs,
die 13 und 16 sind, weshalb Enno und Lennard sehr darauf gedrängt hatten, das
Boot wieder zu treffen. Gestern sind wir dann gemeinsam in einem ziemlich
sportlichen Ritt von Martinique nach „Isle de Saints“ kurz vor Guadeloupe
übergesetzt. Um 05.30h haben wir noch im Dunkeln den Anker gehoben, um dann mit
Motor, Segel und meistens sogar Motor+Segel Strecke zu machen. Es fühlt sich
schon etwas komisch an, wenn man bei 12kn Wind noch den Motor dazuschaltet, weil
man mindestens 6kn fahren will aber es macht einfach einen großen Unterschied,
ob man im Dunkeln in einer fremden Bucht ankert oder eben vor Sonnenuntergang.
Die kleine Flottille bestehend aus Vesna, Otoka, Hope (Australien) und Avanti
(Holland) war da auch sehr einig und so rasten wir an Domenika vorbei in
Richtung Guadeloupe. Als ich heute morgen aus dem Cockpit schaute sah ich dann
auch noch Wildest Dreams neben uns, die einen Tag nach uns in Le Marin
gestartet sind und die ganze Strecke in einem Ritt hinter sich brachten, um
heute morgen um 03.00h hier zu ankern. So ist also die Lanzarote-Crew wieder
komplett und vor allem die Kinder freuen sich über diese Ansammlung von
immerhin 10 Kindern zwischen 10 und 16 Jahren.
Auf Guadeloupe wollen wir
dann auch ein paar Tage bleiben: Wandern, Carneval feiern, Tauchen und
natürlich den neuen Kite testen! Oder besser gesagt uns am neuen Kite testen 😊.
Wir liegen noch immer hinter Fregate Island, einer kleinen Insel, die er größeren Insel Union Island vorgelagert ist und die eine herrlich ruhige Bucht bildet. Die Kitesurfer lieben es, da die meisten Teile der Insel flach genug sind, um den Wind durchzulassen, nicht aber die Welle. Dadurch liegen wir also in einer ruhigen Bucht mit türkisfarbendem Wasser, auf dem Kiter aller Könnenstufen für Unterhaltung sorgen.
Caro und ich haben ein neues Fleckchen für unsere morgendliche Yoga-Session gefunden und nach einem späten Frühstück bin ich tatsächlich in der Hängematte gelandet! Ich glaube das letzte Mal habe ich in Trogir darin gelegen… . Das ist bestimmt übertrieben aber ein so entspanntes Urlaubsgefühl wie im Moment hatten wir selten. Mittags kamen Lara und Max vom Katamaran Rivendell vorbei, da die Eltern nach Clifton mussten, um den versehentlich beschädigten Kühlschrank zu reparieren. Das Reparieren zieht sich übrigens bei allen Booten durch, alle sind immer dabei irgendetwas zu besorgen, zu reparieren oder reparieren zu lassen. Anyway, wir reparieren gerade nichts und machen uns stattdessen auf, mit den vier Kindern den Strand etwas zu säubern. Mit Mülltüten bewaffnet ziehen wir los und innerhalb weniger Minuten haben wir diese mit allerlei Plastikmüll gefüllt. Wir bringen sie in eine schon gut gefüllte Mülltonne im Ort Ashton und fühlen uns gut. Wir haben tatsächlich einmal etwas Gutes getan!
Zur
Belohnung fährt die Kinderschar fleißig Wakeboard und verballert dabei
ordentlich 2-takt-Gemisch. Das kann man hier an der Tankstelle direkt zapfen,
wie früher im Osten! Auf jeden Fall haben sie viel Spaß und Enno und Lara
gelingt es tatsächlich, mit einem Wasserstart auf das Kite-Board von Anja,
Laras Mama, zu kommen. Wir brettern dabei mit ca 30km/h über das Wasser und
unser 9,8 PS Motor gibt wirklich alles. Abends dann Spiele der Kinder auf der
Leonardo während sich die Eltern auf Rivendell treffen, um das Remake von
Starsky & Hutch auf deren Bordfernseher zu schauen. Ein echter Urlaubstag!
Nachdem kaum 15 Jahre seid meinem letzten Kitesurf-Anfängerkurs vergangen sind, haben Enno und ich beschlossen, diesem Sport eine neue Chance zu geben! Union Island gilt als eines der besten Kitesurf-Spots der Karibik und das erscheint uns als ein geeignetes Terrain für unsere Versuche. Nachdem wir alle Kitesurf-Schulen begutachtet haben, haben wir uns für Will entschieden. Will ist ein Franzose, der auf einem Boot lebt und die Kurse als Ein-Mann-Show anbietet. Das macht ihn deutlich günstiger als die anderen Anbieter und uns erschien mehr Zeit zum Üben wichtiger als ein Helm mit Intercom-Anlage. Enno hat bereits gestern losgelegt und sich in einer ersten Stunde vom Kite durchs Wasser ziehen lassen. Heute dann Enno und ich und siehe da: Nach ein paar Stunden mit Will, der unermüdlich unsere im Wasser versenkten Kites wieder an den Himmel gebracht hat, ist es uns tatsächlich gelungen: Enno und ich sind auf dem Brett, vom Drachen gezogen, gefahren! Juhuu, was ein Spaß! Wenn es mal klappt, ist es toll. Von den Stunden davor spreche ich jetzt mal nicht. Spaß gemacht hat es auf jeden Fall und nichts ist schöner, wenn man nach 5h auf dem Wasser von Essenensduft auf dem Boot begrüßt wird! Bilder werden wie immer nachgereicht, ich hoffe, die GoPro hat etwas brauchbares aufgenommen :-).