Nicht das wir unter die Farmer gegangen wären oder uns das Trinkwasser ausginge, wenn wir ganz ehrlich sind, denken wir auch nicht über die regionalen Bauern nach, die sich bestimmt über den Regen freuen. Es ist vielmehr die Zwangspause. Nach 2 Monaten unterwegs habe ich noch nicht zu einem wirklich entspanntem Modus gefunden. Entweder sind es Treffpunkte in der Zukunft oder Wetterfenster, zumindest habe ich ein innerliches weiter-weiter noch nicht wirklich abgelegt. So kam uns dann die Wetterlage gerade recht – wir müssen bleiben! Ich hatte zwar kurzfristig gedacht, dass wir doch noch heute fahren sollten (es gab eine Lücke zwischen Gewittern und Starkwindzonen) aber eigentlich sind wir alle noch nicht so weit. Es ist schön, einfach mal ein paar Tage in einem Hafen zu hängen,: man kann einfach mit einem Schritt an Land, es gibt eine Dusche, es gibt 220V und Supermarkt, Bootsbedarfsladen und Tapas-Bars sind nicht weit! Ich merke an unserem Erholungsbedürfnis, dass das Segeln auch anstrengend ist: In den Nachtfahrten schlafen wir nicht viel und man ist einfach immer in Bewegung, nicht in Ruhe.
Auf der Fahrt von Mallorca hierher nach Cartagena (ca. 200nm) hatten wir eine weiter Premiere: Wir sind unser Drachensegel durch die Nacht gefahren. Drachensegel = neuer Name für den Parasailor, der ja gar nicht von der Firma Istec ist und daher auch nicht Parasailor heißt. Da das Segel einen eingebauten Kite = Drachen hat finde ich, dass Drachensegel der richtige Name ist. Zumindest hatten wir den Drachen dank Lennies genialer Leinenführung früh am Start und er zog uns mit 5-8kn voran. Gehalten von in Summe 6 Leinen stand er gut und war auch dankbar gegenüber Böen und drehendem Wind. Warum also nicht über Nacht fahren?
Der Drachen hat uns durch die Nacht getragen aber es war deutlich anders als die anderen Nachtfahrten: Ich habe versucht Höhe zu laufen, damit Lennard und Caro danach entspannt zwischen Ibiza und Formentera durchsegeln können. Dabei habe ich die Grenzen ziemlich ausgereizt und erfahren, dass es einen Punkt gibt, an dem das Segel eigentlich nicht mehr manövrierbar ist. Danach drehte der Wind und Caro und Lennard hatten das Problem, dass sie zu viel Höhe hatten und ohne Halse nicht durch die Inseln gekommen wären. Sie haben sich dann dafür entschieden südlich an Formentera vorbei zu fahren, was eindeutig die richtige Entscheidung war. Statt Hörspielhören unter dem Sternenhimmel war aber richtig Segeln mit unserem 169m² Drachen gefragt. Ich glaube jede(r) war froh, als die Schicht vorüber war.
In der Folgenacht schlief der Wind ein und die Welt war wieder in Ordnung: Motorsegeln unter dem Sternenhimmel gekrönt von einem wunderschönen Sonnenaufgang.
Ihr könnt also sicher verstehen, warum uns eine paar Tage Pause gut tuen. Ich freue mich auch total, jetzt am spanischen Festland zu sein! Andalusien ist das wahre Spanien für mich, auch wenn Cartagena ganz anders ist, als die Städte Andalusiens, die ich von früheren Reisen kenne. Ich war als 19-jähriger in Malaga, um Spanisch zu lernen und habe dann praktisch 30 Jahre nicht gesprochen. Jetzt freue ich mich, wenn Worte wiederkommen und wenn die Spanier meine holprigen Sprachversuche würdigen. Wir essen tolle Tapas, trinken Rioja und bestaunen die unerwarteten Jugendstileinflüsse in der Architektur.
Der Bericht ist spannend. Man kann förmlich die tatsächliche Herausforderung direkt fühlen!!!
Ein Bravo an die Crew!!!!!
Martin’s 1. Video wirkt sehr entspannt und kommt gut rüber , schön gemacht.
Lennard am Herd.Enno an der nächsten Videobearbeitung ( Laber3) Toll Toll.
Zwischenzeitlich habt Ihr den Plan ans Festland zu kommen auch gemeistert.
Ein paar Tage Ruhe ist jetzt bestimmt für alle förderlich.
Gute Erholung bis zum nächsten Sprung Richtung Canaren
LG an CELM
Hola Ihr Lieben,
verdammt lässig das Drachensegel, ist ja wirklich kite-artig, auch wenn Ihr seine Tücken schon kennengelernt habt, sieht es nach „fast-forward“ aus. Wünschen Euch, dass sich der Entspannungsmodus bald einstellen wird!
Ich habe noch zwei Lesetipps für Martin und Caro, wenn WLAN vorhanden ist: Eugen Ruge/ In Zeiten des abnehmenden Licht und James Salter/ Alles, was ist….
Seid gedrückt
Marc & Angelika
Lieber Martin,
ich habe jetzt eine Europakarte gekauft, auf der ich Eure Route gut verfolgen kann.
So bekomme ich einen anderen Eindruck als Google Earth ihn vermittelt.
„Ich merke an unserem Erholungsbedürfnis, dass das Segeln auch anstrengend ist: In den Nachtfahrten schlafen wir nicht viel und man ist einfach immer in Bewegung, nicht in Ruhe.“
Du bist der Skipper und unter Segel bist Du letztlich immer verantwortlich. Das ist doch eine ganz andere Aufgabe als auf der Havel oder vor der kroatischen Küste. Entspannung ist wirklich sehr wichtig!
Schön, dass Du Dich an Deine Zeit in Andalusien erinnerst: Du in Malaga, ein erstes Abenteuer nach dem Abitur: Spanisch und Surfen…..
Jetzt wird es bald besonders spannend, wenn ihr auf Gibraltar zufahrt! Alles Gute!
Euer BLOG ist ganz vorbildlich. Ich freue mich sehr über die Bilder, die Videos und Eure Wortbeiträge!!!