Seid wir in den Tobago Cays sind, haben wir auch unsere tägliche Yogapraxis wieder aufgenommen. Anspannung und Entspannung. Geführt von einer Videoanleitung üben wir mit verschiedenen Stationen eines 10-wöchigen Anfängerkurses. Meist mit dem langen Video der 7. Woche, wenn wir Abwechslung benötigen nehmen wir die 6. oder die 8. Woche.
Parallel versuche ich, mich auch im weiteren Reiseleben zu entspannen. Meine aktuelle Übung besteht darin, das Urlaubsleben in den Cays zu genießen, auch wenn die Ankerwinsch kaputt ist. Eine Ankerwinsch ist essenziell für uns, ohne sie können wir nicht Ankern und Ankern ist zum einen die günstigste und flexibelste Art der Übernachtung, zum anderen auch ein Sicherheitsaspekt. Dennoch haben wir beschlossen, einige Tage hier an einer Boje zu verbringen. Es ist einfach zu schön hier, wir sprechen seid 4 Wochen davon, hierher zu fahren und es hat viel länger gebraucht als geplant. Ich möchte der Ankerwinsch einfach nicht die Macht geben, uns zum sofortigen Weiterreisen zu drängen! Also Entspannung trotz Ankerwinsch und später dann Anspannung, wenn es wieder darum geht, Probleme zu lösen. Heute Morgen sind Caro und ich früh aufgestanden, um vor dem Yoga, diesmal mit Anja und Fred von Rivendell, einen entspannten Kaffee zu trinken. Zudem wollte ich diesen Eintrag schreiben. Während der Kaffeeentspannung kommt die Anspannung in Form kleiner weißer Maden, die aus der Mülltüte krabbeln. Also Müll raus, Essiglappen klar, Maden jagen, dabei Boden wischen. Eigentlich schreit das Boot nach einer Grundreinigung, trotzdem beschließe ich, mich an das Notebook zu setzen und diesen Eintrag zu schreiben. Entspannung obwohl Caro weiter am Madenkämpfen ist. Zwischendurch aufspringen, wenn eines der Motorboote vorbeikommt, was Brot oder Lobster-BBQ anbietet. Versuchen, denen unsere Mülltüte schmackhaft zu machen. Aber ich bleibe am Ball und schreibe entspannt weiter 😊. Tief in den Bauch einatmen, langsam wieder ausatmen. Ich finde, dass mir das in Summe besser gelingt als am Anfang. Ich stelle mehr und mehr unsere Bedürfnisse nach Urlaub und Genießen in den Vordergrund, das Boot und dessen viele kleine Anforderungen kommen danach. Ausnahmen sind natürlich essenzielle Probleme aber wie gesagt, man kann auch ein paar Tage ohne Anker leben. Und fallen lassen können wir im Notfall! Nur wieder hoch ist dann etwas schwieriger 😊.
Gestern erfolgte unser 2. Anlauf, die Insel, auf der Käpt´n Jack Sparrow ausgesetzt wurde, anzulaufen. Diesmal nicht mit dem großen Boot, Enno hatte ja berichtet, wie das verlaufen war. Diesmal mit dem Dingi, mit dem wir durch das Riff fahren wollten. Lennard am Steuer und nur die CELM-Crew. „Wildest Dreams“ war schon gefahren, um ihren Außenborder reparieren zu lassen und dadurch waren wir einmal wieder in unserer Familienbesetzung. Das Wetter war entspannt, der Regen hatte sich in der Nacht ausgetobt. Die Wellen waren auch außerhalb des Riffs klein, was nicht ganz unerheblich ist, denn wir will schon mit dem Schlauchboot in der Brandungszone sich auf dem Riff brechender Wellen herumfahren?
Bei der Annäherung der Insel entdecken wir „Rivendell“, einen Katamaran mit Anja und Fred, einem Deutsch-Französischen Paar mit drei Kindern, die wir bereits aus Rabat kennen und die wir schon in Bequia wieder getroffen hatten. Es ist schön, vertraute Boote zu treffen und mit einigen, fühlen wir uns mehr verbunden. Rivendell gehört dazu und entsprechend freuen wir uns, sie wiederzusehen. So genießen wir einen tollen Tag auf der einsamen Insel, schnorcheln und lassen meinen kleinen Drachen steigen. Dieser hat immerhin 2,5m² und wir mit vier Leinen gesteuert. Bei etwas Wind auf jeden Fall herausfordernd und zudem eine gute Übung für eventuelle Abenteuer mit den Kites für das Kitesurfen. Enno, Lennard und Lara, die große Tochter Rivendells wagen das Abenteuer und bekommen das Ungetüm nach kurzer Eingewöhnung gebändigt. Danach sind wir zum Spagetti-Mittagessen auf Rivendell eingeladen und ich habe einmal mehr Respekt vor Familien, die mit kleinen Kindern auf große Tour gehen. Lilly, die kleinste der Rivendells ist supersüß und voller Energie. Allerdings braucht sie auch viel Aufmerksamkeit und ich glaube nicht, dass Anja und Fred viele freie Minuten haben. Da haben wir es deutlich einfacher und so süß ich kleine Kinder finde, so froh bin ich, dass Lennard und Enno schon so groß sind. Trotzdem lassen wir uns gern von der eh schon geforderten Familie zum Essen einladen und genießen den geräumigen Kat. Dabei stelle ich fest, dass auch ein Katamaran nicht unbedingt ruhig im Wasser liegt sondern bei Wellen auch ordentlich schaukelt!
Abends treffen wir uns wieder zum Sundowner auf dem Strand einer weiteren Trauminsel, eine weitere französische Familie mit vier Kindern kommt dazu. So geht der Tag sehr entspannt vorbei und die durch Ankerwinschen verursachte Anspannung ist erfolgreich in den Hintergrund gerückt worden.
Hallo
Auch dieser Bericht zeigt uns wie abwechsellungsreich es bei Euch ist.Das Ihr immer wieder Eure Seglerfreunde trefft ist toll, somit auch für Lennard u. Enno eine bestimmt gern erlebte Art der Freizeitgestaltung! Gerne gesehen von uns sind die schönen Bilder von Euch, denn dadurch können wir auch einen besseren Einblick in Euer derzeitiges Umfeld machen. Das mit den „Blinden“ Passagiere ist natürlich nicht so toll, aber mit Yoga könnt Ihr auch dieses Malheur besser verarbeiten.
LG aus Haldorf