Wir liegen vor Anker, um in Pointe a Pitre den Karneval zu genießen. Das ist dann doch nicht so einfach wie gedacht. Den ‚großen‘ Umzug haben wir scheinbar um einen Tag verpasst und es ist für uns nicht einfach aus dem Programm schlau zu werden. Eine Nachtparade klingt verlockend und wir steigen zusammen mit Wildest Dreams ins Dinghy. Doch schon nach 300m Fahrt durchs Wasser geht der Motor aus und wir treiben. Gedanken über das Warum führen uns zu einem letzten Reservekanister mit Diesel, den es eigentlich nicht mehr geben sollte. Über Funk kontaktieren wir Rafael, der uns mal wieder ‚rettet ‚ und uns an Land bringt. Doch dort ist nichts von einem Karneval zu hören oder zu sehen. Auf Nachfragen erhalten wir eine Wegbeschreibung und wir pilgern durch menschenleere Straßen zu der beschriebenen Kreuzung, doch alles ist und bleibt ruhig. Nach geschlagenen 5 Stunden kommt Bewegung auf und tatsächlich tauchen einige Nachtgestalten auf. Erstaunlich aber die Beobachtung, dass wir die einzigen Weissen zu sein scheinen. Unbefriedigt ziehen wir wieder ab und hoffen auf den nächsten Tag. Zurück am Kai rufen wir per Funk nach Rafael. Doch als er kommt, nimmt er augenzwinkernd nur seine Familie mit. 2 min später fährt Lenni mit einem frisch reparierten Dinghimotor vor und lädt uns ein. Mithilfe von Rafael hat er den Motor vom Diesel befreit und wieder gangbar gemacht.
Am nächsten Morgen fahren Martin und ich in Gleitfahrt durch einen schmalen Meeresarm, der die Inseln in zwei Hälften teilt. Vorbei an Mangrovenwäldern genießen wir die Fahrt durch die frische Luft und besuchen im Anschluss noch einen kleinen Markt.
Nachmittags gehen wir nicht ganz so pünktlich zum Karneval und müssen dann auch nur 3 Stunden warten. Doch spannend, dass Kostüme und auch das Verhalten unerwartet anders sind. Die meisten Gruppen werden durch Peitschen knallende Männer angeführt und die Kostüme selbst scheinen politisch historische Inhalte zu haben.
Aufgrund des Karnevals bleibt alles 2 Tage geschlossen, Läden, Museen, Kirchen, wir beschließen deshalb für ein paar Tage ein Auto zu mieten und erkunden die Insel: der noch aktive Vulkan beschert uns wunderbare Aussichten und mir einen gleichermaßen unvergesslichen Muskelkater. Im Reiseführer ist zu lesen, dass aufgrund der Vulkantätigkeit die Insel Guadeloupe innerhalb der nächsten 500 Jahre zerstört sein wird.
Der Zoo mit einheimischen Tieren entpuppt sich als ein Höhenweg auf 25 m durch einen botanischen Gartenregenwald. Großartig!!! Nachfolgende Bildergalerie ist aufgrund der Anzahl deshalb vielleicht nur was für echte Tierliebhhaber.
Auf dem Weg zu einem Biergarten mit eigener Brauerei besuchen wir noch einen Wasserfall. Hier kommt es zu einem kleinen Zwischenfall auf dem Parkplatz, wo uns ein Franzose sehr unhöflich anmacht, das Auto umzustellen.
Spätestens hier wird uns die Stärke unserer Gruppe bewusst, die in diesem Moment sehr präsent ist. Es fällt mir vielleicht deshalb so auf, weil wir in unserem Alltag sonst auf sehr freundliche und hilfsbereite Menschen treffen.
Unser nächster Tagesausflug findet zu Pferde statt. Über 3 Stunden reiten wir durch die Landschaft von Basse Terre, dem westlichen Schmetterlingsflügel von Guadeloupe mit einer erfrischenden Rast für Pferd und Reiter in einem Flußlauf.
Bevor wir weiter segeln, besuchen wir noch das Memorial ACTe. Es ist für alle sehr aufschlussreich. Die Geschichte der Sklaven berührt uns und wir bekommen aufgezeigt, dass die Sklaverei selbst leider noch lange nicht zur Geschichte gehört. Hier erfahren wir auch, dass der frühe Karneval die Möglichkeit bot sich überhaupt in Gruppen zu treffen, was auch für unsere Gewerkschaften, etc. zutrifft.
Liebe Carola,
ich habe mich sehr über Deinen Bericht und die Bilder gefreut! So beneide ich Euch doch ein wenig für diese Erfahrungen mit Land und Leuten und das allgegenwärtige karibische Meer.
Vielen Dank
Peter