Nach längerer Pause ein kurzes Update. Nachdem wir uns in der traumhaften Bucht von La Graciosa eine Woche erholt hatten, zog es uns weiter nach Arrecife, der Hauptstadt Lanzerotes.


Grund war zum einen die nie enden wollende Suche nach Material: Ein 2. Spinnakerfall sollte her, da das vorhandene durch den Drachen stark strapaziert wird und wir eine Ersatzlösung brauchen, die gleichzeitig den Genuabaum trägt. Zum anderen wollten die Kinder der Karawane anderer Familienboote folgen, die hier Station gemacht hatten. Nun hängen die Kinder mit zwei gleichaltrigen australischen Jungs rum und einigen amerikanischen Mädchen, was auf jeden Fall mal den Englischkenntnisse zuträglich ist. Da die amerikanisch geprägte Horde schon voll im Halloweenfieber ist haben uns die Kinder überzeugt, noch bis zu. 2. November hier zu bleiben. Ich glaube nicht, dass wir schon so lange im gleichen Hafen waren aber immerhin gibt es hier die besten Duschen der ganzen Reise, einen Skatepark und einen all-you-can-ear Chinesen, bei dem es auch Pommes, Chicken-Nuggets und Eis gibt. Ich mache fast täglich Ausflüge zu diversen Eisenwarenhandlungen in der Stadt und ich habe nun auch eine dicke Leine und Köder, um Thunfische zu angeln. Der erste Rigger, der uns das Spifall montieren sollte ist ausgestiegen und nun hoffe ich, das Clive das regelt… Wird wohl knapp, die Woche ist schon fast um aber notfalls verlängern wir halt noch einmal… :-o.
Wir hatten eine Weile hin und her überlegt aber letztendlich siegte die Abenteuerlust. Dazu die Aussicht auf weiße Karibikstrände bei 30° und stetigem Passatwind umgeben von spannenden Leuten aus allen Teilen der Welt die ebenfalls ihr Leben auf einem Boot verbringen. Mich hat die damit verbundene Verantwortung gestresst und ich habe ein paar Tage nicht gut geschlafen. Nun bin ich als Skipper ja dafür verantwortlich, dass das Boot allen Belastungen dieser Überfahrt standhält und wir für jeden erdenklichen Fall eine Lösung auf Tasche haben… Inzwischen bin ich etwas entspannter. Ich habe allerlei skurriles Zeug gekauft, wie z.B. Ein Stück 10mm und 12mm Drahtseil. Um ggf. eine der Wanten zu flicken oder eine Handpumpe um Wasser aus dem Tank zu pumpen, falls die Elektrik oder die Pumpe ausfallen. Alles Dinge, die wir hoffentlich nicht brauchen, die mir aber zu besserem Schlaf verhelfen. Auf die Anschaffung eines „Watermakers“, der inzwischen bei Langfahrtenseglern verbreiteten Meerwasserentsalzungsanlage habe wir hingegen verzichtet. Neben ca. 6000EUR hätte das viel Hektik bedeutet und am Ende hätten wir neue Technik ohne vernünftige Testzeitraum an Bord gehabt. So werden wir ca. 350l Flaschenwasser an Bord nehmen und die Tanks mit 360l Frischwasser zum Kochen und Waschen füllen. Wer duschen will bekommt Salzwasser unlimited, mit Salzwasser gespültes Geschirr gibt außerdem eine raffinierte Note selbst in der Kaffeetasse. Mit meinem Satellitentelefon stehe ich nach wie vor auf Kriegsfuß: Zwar gelingt es mir, eine Datenverbindung aufzubauen aber irgendwelche Windowsprozesse im Hintergrund greifen sofort auf die 2400 bit Verbindung zu, so dass es mir tatsächlich noch immer nicht gelungen ist, eine einzige Email oder gar einen Wetterbericht herunterzuladen. Ja, ich weiß, man kann automatische Updates von Windows mit kleinen Tricks ausschalten aber ihr glaubt gar nicht, was mein Computer alles für Daten in die Welt schickt oder empfängt… Prozesse und Programme, die ich z.T. weder nutze noch kenne senden munter Zeug und machen meine Sat-Tel Nutzung unmöglich. Ich finde das unglaublich und mache mich immer wieder daran, Programme zu deinstallieren, Prozesse zu beenden und neue Programme zu installieren, die den Datenfluss der anderen Programme kontrollieren aber inzwischen glaube ich nicht mehr, dass ich das noch zuverlässig gelöst bekomme… . Nun die gute Nachricht an die besorgten Leserinnen: Ich habe ein Garmin Inreach gekauft, was mit Hilfe eines weiteren Satellitenvertrages den Austausch von SMS sowie ein Positionstracking erlaubt! Ihr könnt also zu jeder Zeit sehen, wo wir gerade sind und das System benachrichtigt in Notfällen die Seenotrettung. Dazu kommt unsere Wetter-Geheimwaffe: Stefan! Stefan ist erfahrener Segler, der bereits selbst den Atlantik überquert hat. Er sieht, wo wir sind und versorgt uns per SMS mit Wetterdaten. Wenn wir etwas besprechen müssen haben wir auch noch das Satellitentelefon und telefonieren kann man wohl damit. Also an dieser Stelle schon einmal lieben Dank an Stefan, der ein weiterer Baustein meines verbesserten Schlafes ist.
Und ja, wir fahren über den Atlantik in die Karibik !!! Am 13.11. steigt Enno in ein Flugzeug, was ihn nach Berlin bringt und wir hohlen Abdullah (Qatar) und Korneel (Belgien) vom Flughafen ab. Diese beiden erfahrenen Segler werden uns nach Kapverde und in die Karibik begleiten, wo Enno pünktlich vor Weihnachten wieder zusteigen wird.

Außerdem machen wir gerade Urlaub: Wir kurven in einem Mietwagen über die Insel, schauen uns die tolle Architektur von Cesar Manrique an und morgen gehen wir in ein Unterwassermuseum oder besser gesagt, wir tauchen durch das Museum. Caro und ich machen nach 10 Jahren seid dem letzten Tauchgang einen kleinen Refreshkurs und Enno erhält einen Basiskurs: Dann tauchen wir durch einen Skulpturenpark in 12-15 Tiefe, was bestimmt super wird.

Weiteres kommt vielleicht von den Jungs und vielleicht habt ihr Glück und Caro ergänzt den schier endlosen Fließtext mit ein paar Bildern…(von mir könnt ihr endlos Bilder von Pumpen, Steckern, Fenstern, Mastbeschlägen usw usw bekommen, die den Bilderspeicher meines Handys füllen…)
Hallo Ihr Lieben
Schön von euch wieder was zu hören, habe die Beiträge schon vermisst.
Da habt ihr ja noch allerhand vor euch. Geniesst die schönen Tage
auf Lanzarote und viel Spass alle zusammen.
Liebe Grüsse aus dem herbstlichen Hirschlanden. Dorothee 🙂
Hallo Ihr Lieben,
Prima, wieder über diesen Kanal von Euch zu hören. Ich finde Ihr macht das ganz hervorragend. Nach anstrendenden Segeletappen auch mal vernünftig auszuspannen – um dann die nächsten Ziele in´s Auge zu fassen und vorzubereiten. Ich kann diese karibischen Träume sehr gut und aus eigener -verklärender- Erinnerung nachvollziehen. 30° Celsius, endlose weiße Sandstrände, gesäumt von Palmenreihen, stetiger warmer Passatwind, der die Klänge von Capypso- und Steel-Drum-Musik heranweht …. tropische Früchte, die einem direkt in den staunenden, offenen Mund zu fallen drohen …. -Hier wird´s Herbst. Die Finger schmerzen, wenn man morgens auf dem Fahrrad die Handschuhe wegläßt.
Ich hoffe, daß ich mir diese Vorschuß-Lorbeeren, und die lobende, auszeichnende mehrmalige Erwähnung meines Namens verdient habe.
Bislang gab es ja nur einen kleinen Test des Wetterdienstes.
Das sollten wir vorher nochmal mehr üben.
Mein Atlantiktrip als RooKie von Funchal/Madeira bis Rodney Bay/San Lucia liegt schon viele, viele, viele Jahre zurück. Wir sind -wie Ihr auch- vor der Atlantic Ralles for Cruiser, ARC vorhergesegelt und sind als `Schwarzsegeler´ beschimpft worden. Das ist genau das passende Zeitfenster für den Trip. Kann mich nicht an besondere Wetterkapriolen erinnern, nur, daß wir zweiten Tag Süd-West auf den warmen Passatwind getroffen sind, der uns dann immer Richtung Westen geschoben hat. Diese Barfußroute mit dem Passatwind immer `geradeaus´ haben schon seit Kolumbus viele Generationen von Segler bestritten.
Der ist aber mit maroden, undichten altmodichen Holzschiffen im Mittelater über den Atlantik. Die Technik und die Schiffe haben sich über 527 Jahre weiterentwickelt – das Passatwindsystem nicht.
Trotzdem sollte man sich vernünftig vorbereiten ohne sich verrückt machen zu lassen. Wie ich euch kenne, macht Ihr das aber sehr gut – und -SORRY, Martin- als waghalsigen Draufgänger habe ich dich noch nie erlebt, obwohl ich es immer wieder bewundere wie sehr du dich auf immer wieder komplett neue Dinge einlassen kannst.
Ein bewunderndes `Weiter So !!´ an die ganze Crew. Laß uns nochmal einwenig `Wetter machen´ – ich lade mir eine App auf´s Händi, dann kann ich´s zur Erfrischung auch mal für euch regenen lassen 😉
Gruß Stefan
Lieber Martin,
ein spannender anschaulicher Bericht!
Ich bin ganz bei Dir und hoffe, dass Du nun doch gut schläfst.
Sei umarmt von Deinem Vater
und grüße alle sehr herzlich
Von Christa und mir 🤗🍀⛵️
Ihr seid so grossartig!!!!
Hört sich alles nach einer wohlüberlegten und verantwortungsvollen Vorbereitung an.
Dann kann ja jetzt auch das Abenteuer und der Regen von Stefan kommen. Und Abdullah und Kameel habt ihr auf Tinder für Segler gefunden, oder wie?
Also ich freu mich schon auf die Fotos von Caro und natürlich auch noch ne kleine Nachricht vom Berlinurlauber, bevor er von Bord geht.
Seid gedrückt, Niki
Lieber Martin,
es ist sehr spannend Eure Berichte zu lesen. Es ist sehr anschaulich und wir können uns Eure Zeit dort recht gut vorstellen. Grüsst Uns herzlich unsere geliebte Inseln. Ich habe ja eine Freundin, die dort Tauchlehrerin ist, falls ihr Bedarf habt.
Wie mutig von Euch, dass ihr Euch an die Überfahrt macht. Es wird bestimmt toll!
Sehr gerührt war ich von Deinem Bericht bei Deiner Ankunft in la Graciosa. Es war sehr berührend das zu lesen!
Liebste Grüße
Sonja