AFRIKA! – Ein neuer Kontinent

Mare Nostrum – Meer der Ungeheuer. Wir haben auf der Überfahrt keins getroffen, doch unentwegtes Wetterleuchten erzeugte eine gewisse Anspannung. Gestern landeten wir dann am späten Nachmittag in dem Stadthafen von Sidi Bou Said in Tunesien an. Die Einfahrt war ein bisschen knifflig, da wir mit einer Tiefe von 2,20 m nur knapp über dem Grund dahinschlichen. Und was für eine Überraschung – auf dem Kai stehen Martins Bruder mit Tochter zum Empfang. …

Eigentlich liegt Tunesien nicht unbedingt auf unserem Weg gen Westen, aber Familie in der Fremde zu besuchen ist schon toll. Sie sind eigentlich auch erst gestern nach Tunis umgezogen und so werden wir heute gemeinsam die Ruinen von Karthago und die Medina von Tunis besuchen.

Weiter hoffen wir, verschiedene Arbeiten am Boot durchführen zu lassen, wie eine Verlängerung vom Motorkran, eine zusätzliche Aussteifung für den Hydogenerator und ein Türschloss. Und wie immer hat sich ein Berg Wäsche angesammelt, der noch den Geruch von Vulkano mit sich führt.

Küste Tunesiens
Stadthafen von Sidi Bou Said

Nachtrag: Yuchuu! Ich bin heute Großtante von Alvar geworden.

Besuch und Parasailor

Aloha, erst einmal vielen Dank für eure Kommentare! Es ist schön, ein Feedback zu bekommen und wir freuen uns, dass ihr dabei seid!

Seid Palermo sind wir zu sechst an Bord: Susanne und Philipp aus Oldenburg begleiten uns für eine Woche. Das bringt eine willkommene Abwechslung in unseren Alltag zu viert und wir haben gemeinsam viel Spaß. Ich bin in Ennos Kabine gezogen, wo ich die Gesellschaft von gefühlten 100 Kuscheltieren genieße. Enno schläft derweilen im Cockpit, wo er sich auf den von allen anderen als hart empfundenen Cockpitkissen ein Lager baut und den Sternenhimmel genießt.

Seitenstraße Palermos

Palermo ist eine tolle Stadt mit unterschiedlichen Einflüssen von Byzanz bis zu Friedrich II. und vor allem einem entspannten, sizilianisch-bunten Straßenleben.

Viel Kultur war natürlich auch viel anstrengend und wir waren ganz froh, die Stadt wieder verlassen und nach einer entspannten Segelstrecke eine Bucht ansteuern zu können. Tagsüber war diese gefüllt von ca. 150 Schlauchbooten mit italienischen Familien, die offensichtlich viel Freude an der Nähe zu anderen Booten haben. Nachdem uns die Policia-Sheriffs auf zwei Jet-Skis von unserem Außenplatz vertrieben hat (zu nah am Ufer), ankerten wir auch mittendrin. Nach ein paar Versuchen gelang es uns, nicht mit dem Heck gegen den Segler zu schwojen und mit dem Bug immerhin 2m an dem Schlauchboot vor uns vorbei zu schwingen… . Ich bin echt beeindruckt, wie entspannt die Italiener dabei sind. Versuche ich mir vorzustellen, dass wir mit unserem 15t -Monster inmitten deutscher Motorboote ankern und dabei nur 2m Abstand waren würden, möchte ich mir das Gezeter nicht vorstellen. Hier sagt keiner etwas und zum Sonnenuntergang hatten wir die Bucht für uns allen.

Oh ja, auch wir können lustig sein! Wir ihr seht, scheuen wir uns auch nicht ganz zu eurer Belustigung völlig verunglückte Sprünge zu veröffentlichen!

Landgang zum Sonnenuntergang mit Leo im Hintergrund (die tollen Fotos auch von Palermo habt ihr Philipp zu verdanken!)

Nachdem wir den folgenden Tag total entspannt begonnen und unseren Ankerplatz erst mittags verließen, kam tatsächlich etwas Wind auf. Und er kam achterlich! Dies war ein klarer Fall für den Parasailor, der bisher sein Dasein in der Backskiste fristete. Mit Philipp und Susanne hatten wir die ggf. notwendige Verstärkung, da uns das Ungetüm mit seinen 169m² Segelfläche doch noch gehörigen Respekt einflößt. Das Unterfangen begann mit einer größeren Logistikaktion, da das Segel aus der hinteren Backskiste nach vorn musste, wo erst einmal die Badeleiter sowie 8 große Fender umgelagert werden mussten. Dazu lauter zusätzliche Schoten und Blöcke, auf jeden Fall stand ich schon einmal komplett im Schweiß bevor auch nur der erste Zipfel des Segels zum Vorschein kam… . Aber dann: Lenny und ich auf dem Vorschiff, Caro am Steuer, Philipp, Susanne und Enno an den Schoten. Erst muss das Segel aus dem Segelsack mit einem sogenannten Bergeschlauch am Spinnakerfall nach oben gezogen werden, dann die Schoten an den Schothörnern angeschlagen werden, bevor der Bergeschlauch nach oben gezogen wird und sich das Segel im Idealfall in seiner ganzen Pracht entfaltet. In der ersten Runde liefen noch einige Leinen nicht gut, in der 2. Runde waren diese zwar ok aber das Segel schlackerte ziemlich hinter dem Großsegel. Erst nachdem wir dieses eingeholt hatten konnten wir diesen Anblick genießen:

Letztes Feintuning

Wenn er dann steht, ist es wirklich entspanntes Segeln. Wir hatten 4-5 Bft und schwebten mit 8kn dahin, auch der Autopilot kam damit gut zurecht. Vielleicht wird uns dieses Segel ja tatsächlich mit den Passatwinden über den Atlantik tragen.

Nach diesem unerwartet aktionsreichen Segeltag fanden wir eine tolle Ankerbucht, in der der Anker sicher zwischen Felsen hängt. Wir beschlossen, uns durch die Frage, wie wir ihn da wieder rausbekommen nicht den Spaß am Sonnenuntergang nehmen zu lassen.

Anlegeritual

Kommentare

Ciao aus Sizilien, wo wir in einer netten Bucht nahe Palermo ankern.

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Tanz vor dem Vulkan

Ein traumhafter Schlag von Salina nach Filicudi.

Unser Track

Eigentlich nur 14nm machten wir daraus 24nm -schlicht weil der Wind von vorn kam und wir kreuzen mussten: bei 16-20kn scheinbarem Wind, ca 30° und Sonne, von einem Vulkan zum nächsten.

Begleitet werden wir von 3 UE Boom Bluetooth-Lautsprechern, die rund um die Uhr laufen – zumindest, wenn Lennard Schicht hat. Das dazugehöriger Tänzchen kann ich nur heimlich filmen und so ist dieses Video vor dem Vulkan entstanden, deren Freigabe ich erhalten habe, da wir alle etwas eigenartig getroffen sind.

Fiicudi ist eindeutig ruhiger als Lipari oder Salina, d.h. auf einer Fläche, wo dort 50 Yachten vor Anker liegen, liegen hier noch fünf. Das ist schon mal sehr entspannend! Nicht ganz so entspannend ist das Bodenprofil: Noch 200m vor dem Ufer hatten wir noch >150m Wassertiefe, die dann schnell ansteigt. Der Anker liegt auf ca. 14m auf einer Schräge, die von 25m auf 3m ansteigt. Ca. 10m hinter uns glitzert ein toller Stein, der Tauchtest ergab, dass ich darauf stehen kann, was bei 2,20m Tiefgang nicht gerade beruhigend ist. Nun liegen ca. 30m Kette auf dem steinigen Boden, was hoffentlich ausreicht. Ob ich dabei entspannt schlafen kann, sage ich euch morgen. Ich habe mir eine tolle Anker-App heruntergeladen, die nun wie eine NewYorker Polizeisirene jodelt, wenn wir den erlaubten Schwojradius von 42m gemessen im Cockpit überschreiten… . Dazu läuft das Tracking der Navionics-App, die lustige gelbe Wollknäule malt und der Tiefenalarm des Echolots, was heute keine Nachtpause bekommt. Alles zusammen und ein normalerweise nachts abflauender Wind sollte doch für geruhsamen Schlaf sorgen. Eine Ankerwache erscheint mir übertrieben.

Nun zieht ein verführerischer Duft aus dem inneren des Bootes in meine Nase, eine Wohltat nicht nur nach den vielzitierten Gerüchen der letzten Tage. Caro verwöhnt uns seit Wochen mit der unglaublichsten Bootsküche, ein Lieblingsgericht jagt das nächste und es schmeckt einfach unglaublich gut.

Zweierlei Kartoffelgratin an karamelisierten Fenchel und montenegrinischer Landwurst

Wir sind regelmäßig begeistert und die Jungs haben die Verantwortung für den Abwasch übernommen. Nicht nur mal, sondern immer!!! Von Ausnahmen abgesehen ist das die ganz grobe Arbeitsverteilung: Caro kocht, ich kümmere mich um das Boot, die Jungs decken den Tisch und waschen ab – jede(r) im Rahmen seiner Möglichkeiten. Zur Zeit läuft das ganz gut wobei natürlich die Begeisterung zu dem Thema gewissen Schwankungen unterworfen ist und nicht ganz unabhängig von Hunger oder Müdigkeit der eine oder andere Streit ausgetragen wird.

Äolische Inseln

Enno hat ja so recht. Der Geruch von faulen Eiern verfolgt uns seit Tagen. Von Vulkano (Ennos Lieblingsinsel) geht es nach Lipari, aber der Schwefelgeruch weht herüber. Wir schauen uns die Stadt und das dortige archäologische Museum an.

Rosen aus alten Zeitungen
Lipari, auf der Suche nach Leuchtmitteln

Auf der Weiterfahrt nach Salina üben wir Boje über Bord Manöver und Enno steuert seine erste Wende. Salina selbst hält wieder eigene Schwefelquellen bereit und so langsam werde ich empfindlich. Ich sehne mich nach einer ausgiebigen Dusche, frischer Seeluft und Wäsche fürs Boot.

Unzählige Boote suchten heute Nacht Schutz vor starkem Nordwind

Strasse von Messina- letzter Teil

Wir wollen um 12.00 Uhr von Bolaro abfahren. Es wird dann 16.00 Uhr, da wir die Bootswäsche mit Süßwasser ausdehnen, dann noch ’schnell‘ ins nahe gelegene Einksufszentrum laufen und dann feststellen, dass wir noch nichts gegessen haben. Also kochen wir und sind wieder guter Dinge (das mit dem Hunger ist keine harmlose Angelegenheit ;-). Die Festmacher werden gelöst und die Moorings sinken sichtbar zu Boden. Leider bleibt eine irgendwie a n unserem Kiel haften und verheddert sich unglücklicherweise beim Ablegen in der Schiffsschraube. Also Motor schnell aus!

Engelsgleich kommen direkt unzählige helfende Hände auf den Steg und ins Wasser, um die Leo nicht abtreiben zu lassen und das Tau wieder aus der Schraube zu lösen. Puuh – Glück gehabt, der Motor springt sofort wieder an und wir fahren noch unter Motor bis Reggio.

Am nächsten Morgen starten Martin und ich um 4:30 Uhr, um noch die günstige Strömung gen Norden zu nutzen. Leider müssen wir unterwegs feststellen, dass das Steuerbordlicht defekt ist und wir so missverständlich befeuert sind – ausgerechnet im Verkehrstrennungsgebiet mit den dicken Pötten. Naja, es dämmert schon …. schön.

In bester Gesellschaft
Kennzeichnung heute und damals

Der Ort der Scheiße

Wir sind jetzt in irgendeinem kleinem Ort in Italien angekommen, der schön sein sollte wegen solcher heißen Quellen. Dann bin ich da hin geschwommen und es hat tierisch gestunken. Und dann bin ich bei so nem großem Schlammloch rausgekommen, wo es noch mehr gestunken hat. Dann waren da auch noch so nackte alte Leute, die sich mit diesem ranzigen Schlamm eingeschmiert haben. Als ich dann wieder am Boot war, haben mir meine Eltern erzählt, dass sie sich auch mit dem Schlamm eingeschmiert haben.😂 Jetzt sitze ich hier und freue mich schon auf morgen, wo wir von dem Scheißort wegkommen, denn alles hier riecht nach Scheiße.

Strasse von Messina – Teil 1

Caro hat Geburtstag und wir feiern entspannt in der Bucht von Taormina mit einem Frühstück, zu dem uns Matthew und Familie aus England besuchen. Noch baden, gemütlich alles vorbereiten und stressfrei aufbrechen. So ist es fast 14h als wir Bug- und Heckanker eingeholt haben. Der Wetterbericht sagt 14kn für die Strasse von Messina, in Böen kann es mal 18kn geben. Auf der Hinreise wurden uns 12 kn prophezeit und wir hatten 6kn, entsprechend entspannt waren wir.

Aus der Bucht hinaus setzten wir bei 9-10kn Wind Vollzeug und starteten dann doch noch den Motor, als der Wind wieder unter 6kn sank. Wenig später kam dann doch etwas Wind, erst 12kn, dann 18kn und als es dann 22kn Wind waren, entschlossen wir uns zu reffen. Die Endlosleine, mit der man das Großsegel vom Cockpit aus einrollen kann ist wie alle Endlosleinen: Wenn wirklich Druck drauf ist funktioniert sie nicht mehr. Lennard erklärt sich sofort bereit, nach vorn zu gehen, um die Winde am Mast mit der Winschkurbel zu bedienen, bei Wind von vorn und 1 – 2m Welle ist das keine entspannte Veranstaltung. Da die Genua noch nicht gerefft war wuchs sich das Unterfangen zu einem Kampf mit einem gefürchteten Meerungeheuer aus, der doppelschwänzigen Schlange von Messina. Jeder Schwanz dieses Ungeheuers, d.h. Backbord- und Steuerbord-Genuaschot schlug wild um sich und Lennard tat das einzig richtige: Er nutzte die Winschkurbel als Kopfschutz und trat den Rückzug ins Cockpit an. Dann also erst einmal die Genua reffen, dann noch einmal mit der Winsch an das Großsegel.

Mit der Genua im 1. Reff und dem Großsegel im 2. Reff kämpften wir dann tapfer gegen Welle, Wind und Strömung, die alle aus Nord kamen. Bei scheinbarem Wind aus 45° mit Spitzen bis 33kn (7-8 Bft) machten wir dabei um die 6kn Fahrt und durchaus Höhe, es gab keine Seekrankheit und alle waren guter Stimmung: Ich war sehr stolz auf unsere Crew und finde, dass wir diesen ersten Kontakt mit fast stürmischen Bedingungen von vorn als Erfolg verbuchen können!

Zum Ende lief uns etwas die Zeit davon und wir entschlossen uns, die letzten 5sm direkt gegenan unter Motor zu fahren, um noch bei einem Rest Tageslicht in Bolaro , etwas südlich von Reggio anlegen zu können. Nachdem das alles gut klappte gab es noch ein geburtstägliches Pizzaessen, nachdem die Eltern unter heftigem Peinlichkeitsschütteln der Jungs als einziges Paar zu den Klängen eines Alleinunterhalters das Tanzbein schwangen… . Als wir nach einem kurzen Spaziergang zurückkamen und sahen, dass drei Italiener Mirkofone in der Hand hielten, um den Alleinunterhalter engagiert zu unterstützen sahen wir uns bestätigt: Auch den Italienern ist nichts peinlich und überhaupt, wenn wir uns danach richten, was die anderen denken verpassen wir das beste! 🙂