Hola und guten Abend,
nun sind wir schon ungefähr eine Woche hier in Teneriffa und ihr habt noch immer keinen aktuellen Stand.
Die Überfahrt von Lanzerote war ziemlich anstrengend. Wir hatten zwischen 20 und 32kn Wind, was ungefähr Windstärke 5-7 entspricht. Das war schon viel, aber zu schaffen gemacht hat uns eigentlich die Welle: Die kam aus unterschiedlichen Richtungen und teilweise von der Seite, so dass wir extrem hin und her geschaukelt wurden. Einzelne Wellen waren 3m hoch und die Abstände waren trotzdem ziemlich eng.
Enno hat am meisten darunter gelitten und war ziemlich seekrank. Mir war am nächsten Morgen ziemlich schlecht, da ich zum einen nicht geschlafen hatte und zum anderen vernachlässigt hatte, zu trinken und zu essen… . Nicht gut aber ein guter Reminder für kommende Fahrten. Entsprechend froh waren wir, als wir am morgen in Teneriffa festmachen konnten – erst an einem Hafen, dann in der Marina Santa Cruz, die uns zuvor mindestens 10x am Telefon abgelehnt hatte. Glück gehabt! Caro hatte ja geschrieben, dass wir uns an einem Hafenmanöver in Lanzerote ein paar Schrammen am Boot geholt hatten. Ich hatte mich sehr geärgert, da es einfach vermeidbar gewesen war und ich einfach nicht genug nachgedacht hatte. Dies hat nun dazu geführt, dass wir uns wieder ausführlich mit Hafenmanövern beschäftigt hatten. An diesem Tag in Teneriffa nach einer anstrengenden Nacht mussten wir 3x An- und Ablegen, alles hat super geklappt. Also war auch hier der Schaden in Lanzarote ein guter Denkanstoß, der uns jetzt zugute kam. In diesem Sinne hoffe ich also, dass wir alle in den kommenden Überfahrten gut auf uns achten und damit keine weiteren Seekrankheiten zu befürchten haben.
Inzwischen ist Enno glücklich bei der Oma in Berlin angekommen und hier ist unsere Crew durch Korneel aus Belgien und Abdullah aus Qatar komplettiert worden.
Wir haben unser zweites Spinnakerfall bekommen, die komplette Rollreffanlage (Furlex) demontieren, warten und reparieren lassen und eine 12mm starke Oberwant austauschen lassen.
Wer mit diesen Begriffen etwas anfangen kann merkt, dass wir ziemlich substanzielle Arbeiten am Rigg haben durchführen lassen. Nicht, dass wirklich etwas kaputt war aber es gab Anzeichen, die potenzielle Störungen hätten nach sich ziehen können und daher haben wir es machen lassen. Eine kleine lokale und sehr engagierte Rigging-Firma hat die Arbeiten durchgeführt und tatsächlich dafür gesorgt, dass wir jetzt am Freitag Abend soweit sind sagen zu können: Ja, wir fahren am Sonntag los!
Ihr könnt euch also vorstellen, warum wir so lange nicht geschrieben haben. Erst ankommen, dann viele Dinge kaufen und organisieren, Enno verabschieden, Korneel und Abdullah abholen, wieder einkaufen…. mit Urlaub hat das nichts zu tun. Ich habe kaum das Gefühl, mich innerlich darauf einstellen zu können, dass wir am Sonntag auf den großen Atlantik fahren, da ich so in Vorbereitungen stecke. Vielleicht ist das auch ganz gut so. Irgendwann werden wir den Hafen verlassen haben und dann langsam realisieren, dass wir jetzt wirklich auf dieser großen Überfahrt sind. Nervös sind wir natürlich trotzdem, trotz all der guten Vorbereitung ist das doch ein großer Schlag.
Der Plan ist, erst einmal soweit wie möglich nach Süd-Süd-West zu fahren, um der Zone mit Schwachwind zu entgehen, die hinter uns lauert. Wenn wir in der Gegend vom 20° Nord sind können wir dann in Richtung Westen abbiegen. Die Kapverden werden wir voraussichtlich auslassen und direkt in Richtung Barbados fahren. Wir haben damit einen Zeitraum von 18-21 Tagen auf See vor uns, deutlich länger als alles, was wir bisher hatten.
Ihr könnt uns dabei via GPS Tracking verfolgen, den Link habt ihr ja bereits im letzten Eintrag gehabt. Ihr habt auch die Möglichkeit, uns dort Nachrichten zu schicken, wir sind also auf auf dem großen weiten Ozean erreichbar. Ebenso werden wir natürlich Enno, unserem Crewmitglied auf Heimaturlaub regelmäßig schreiben und Enno wird dann das eine oder anderen in den Blog laden.
Soweit unsere Pläne in Kürze. Carola schläft bereits, nachdem sie gefühlte 127 Einkaufstauschen in diesem Boot verstaut hat und dann noch für uns gekocht hat, Lennard spielt irgendwelchen komplizierten Spiele mit Korneel in selbstverständlichen Englisch, Abdullah schläft noch einmal in einem Hotel und ich freue mich, auf mein Bett in noch ruhigem Hafen.
Liebe Carola, lieber Martin,
ich habe Euer Schiff in Santa Cruz verfolgt: Das Tracking ist sehr genau!
Ich habe mir eine Weltkarte gekauft, so dass ich nicht nur auf die Elektronik angewiesen bin. So habe ich auch gelernt, dass die Kanaren auf der Höhe von Rabat liegen.
Ich kann Eure Arbeit nur hoch einschätzen und mit Euch fühlen, wenn etwas schief geht.
“ Nervös sind wir natürlich trotzdem, trotz all der guten Vorbereitung ist das doch ein großer Schlag.“ Wahrlich! Es wird gut laufen, das große Abenteuer geht weiter und ich werde Euch weiter „tracken“ können.
Enno hatte auch gleich eine Idee für ein gemeinsames Vorhaben: Zirkus! Leider gibt es zur Zeit nur Kinderzirkus-Aufführungen in Berlin. Roncalli eröffnet erst am 19.12. Wir werden etwas anderes finden.
Alles Gute für die gesamte Crew und Mast- und Schotbruch!
Euer Schwiegervater /Vater
Peter mit herzlichen Grüßen von Christa