Unter dieser Adresse könnt ihr stets sehen, wo wir sind! Dies ist din Satelliten-tracking, d.h. anders als AIS, was z.B. vesselfinder.com nutzt, funktioniert dieser Service rund um den Globus. So sind wir also auch auf dem Atlantik sichtbar und ihr wisst, wo wir sind!
Morgen gehts erst einmal mit frischem Wind und reichlich Welle nach Teneriffa!
Nach längerer Pause ein kurzes Update. Nachdem wir uns in der traumhaften Bucht von La Graciosa eine Woche erholt hatten, zog es uns weiter nach Arrecife, der Hauptstadt Lanzerotes.
Grund war zum einen die nie enden wollende Suche nach Material: Ein 2. Spinnakerfall sollte her, da das vorhandene durch den Drachen stark strapaziert wird und wir eine Ersatzlösung brauchen, die gleichzeitig den Genuabaum trägt. Zum anderen wollten die Kinder der Karawane anderer Familienboote folgen, die hier Station gemacht hatten. Nun hängen die Kinder mit zwei gleichaltrigen australischen Jungs rum und einigen amerikanischen Mädchen, was auf jeden Fall mal den Englischkenntnisse zuträglich ist. Da die amerikanisch geprägte Horde schon voll im Halloweenfieber ist haben uns die Kinder überzeugt, noch bis zu. 2. November hier zu bleiben. Ich glaube nicht, dass wir schon so lange im gleichen Hafen waren aber immerhin gibt es hier die besten Duschen der ganzen Reise, einen Skatepark und einen all-you-can-ear Chinesen, bei dem es auch Pommes, Chicken-Nuggets und Eis gibt. Ich mache fast täglich Ausflüge zu diversen Eisenwarenhandlungen in der Stadt und ich habe nun auch eine dicke Leine und Köder, um Thunfische zu angeln. Der erste Rigger, der uns das Spifall montieren sollte ist ausgestiegen und nun hoffe ich, das Clive das regelt… Wird wohl knapp, die Woche ist schon fast um aber notfalls verlängern wir halt noch einmal… :-o.
Wir hatten eine Weile hin und her überlegt aber letztendlich siegte die Abenteuerlust. Dazu die Aussicht auf weiße Karibikstrände bei 30° und stetigem Passatwind umgeben von spannenden Leuten aus allen Teilen der Welt die ebenfalls ihr Leben auf einem Boot verbringen. Mich hat die damit verbundene Verantwortung gestresst und ich habe ein paar Tage nicht gut geschlafen. Nun bin ich als Skipper ja dafür verantwortlich, dass das Boot allen Belastungen dieser Überfahrt standhält und wir für jeden erdenklichen Fall eine Lösung auf Tasche haben… Inzwischen bin ich etwas entspannter. Ich habe allerlei skurriles Zeug gekauft, wie z.B. Ein Stück 10mm und 12mm Drahtseil. Um ggf. eine der Wanten zu flicken oder eine Handpumpe um Wasser aus dem Tank zu pumpen, falls die Elektrik oder die Pumpe ausfallen. Alles Dinge, die wir hoffentlich nicht brauchen, die mir aber zu besserem Schlaf verhelfen. Auf die Anschaffung eines „Watermakers“, der inzwischen bei Langfahrtenseglern verbreiteten Meerwasserentsalzungsanlage habe wir hingegen verzichtet. Neben ca. 6000EUR hätte das viel Hektik bedeutet und am Ende hätten wir neue Technik ohne vernünftige Testzeitraum an Bord gehabt. So werden wir ca. 350l Flaschenwasser an Bord nehmen und die Tanks mit 360l Frischwasser zum Kochen und Waschen füllen. Wer duschen will bekommt Salzwasser unlimited, mit Salzwasser gespültes Geschirr gibt außerdem eine raffinierte Note selbst in der Kaffeetasse. Mit meinem Satellitentelefon stehe ich nach wie vor auf Kriegsfuß: Zwar gelingt es mir, eine Datenverbindung aufzubauen aber irgendwelche Windowsprozesse im Hintergrund greifen sofort auf die 2400 bit Verbindung zu, so dass es mir tatsächlich noch immer nicht gelungen ist, eine einzige Email oder gar einen Wetterbericht herunterzuladen. Ja, ich weiß, man kann automatische Updates von Windows mit kleinen Tricks ausschalten aber ihr glaubt gar nicht, was mein Computer alles für Daten in die Welt schickt oder empfängt… Prozesse und Programme, die ich z.T. weder nutze noch kenne senden munter Zeug und machen meine Sat-Tel Nutzung unmöglich. Ich finde das unglaublich und mache mich immer wieder daran, Programme zu deinstallieren, Prozesse zu beenden und neue Programme zu installieren, die den Datenfluss der anderen Programme kontrollieren aber inzwischen glaube ich nicht mehr, dass ich das noch zuverlässig gelöst bekomme… . Nun die gute Nachricht an die besorgten Leserinnen: Ich habe ein Garmin Inreach gekauft, was mit Hilfe eines weiteren Satellitenvertrages den Austausch von SMS sowie ein Positionstracking erlaubt! Ihr könnt also zu jeder Zeit sehen, wo wir gerade sind und das System benachrichtigt in Notfällen die Seenotrettung. Dazu kommt unsere Wetter-Geheimwaffe: Stefan! Stefan ist erfahrener Segler, der bereits selbst den Atlantik überquert hat. Er sieht, wo wir sind und versorgt uns per SMS mit Wetterdaten. Wenn wir etwas besprechen müssen haben wir auch noch das Satellitentelefon und telefonieren kann man wohl damit. Also an dieser Stelle schon einmal lieben Dank an Stefan, der ein weiterer Baustein meines verbesserten Schlafes ist.
Und ja, wir fahren über den Atlantik in die Karibik !!! Am 13.11. steigt Enno in ein Flugzeug, was ihn nach Berlin bringt und wir hohlen Abdullah (Qatar) und Korneel (Belgien) vom Flughafen ab. Diese beiden erfahrenen Segler werden uns nach Kapverde und in die Karibik begleiten, wo Enno pünktlich vor Weihnachten wieder zusteigen wird.
Außerdem machen wir gerade Urlaub: Wir kurven in einem Mietwagen über die Insel, schauen uns die tolle Architektur von Cesar Manrique an und morgen gehen wir in ein Unterwassermuseum oder besser gesagt, wir tauchen durch das Museum. Caro und ich machen nach 10 Jahren seid dem letzten Tauchgang einen kleinen Refreshkurs und Enno erhält einen Basiskurs: Dann tauchen wir durch einen Skulpturenpark in 12-15 Tiefe, was bestimmt super wird.
Weiteres kommt vielleicht von den Jungs und vielleicht habt ihr Glück und Caro ergänzt den schier endlosen Fließtext mit ein paar Bildern…(von mir könnt ihr endlos Bilder von Pumpen, Steckern, Fenstern, Mastbeschlägen usw usw bekommen, die den Bilderspeicher meines Handys füllen…)
Das Einlaufen in Lanzerote war ein sehr besonderer Moment für mich. Als die Inseln LaGraciosa und Lanzerote im Morgennebel sichtbar wurden, liefen mir tatsächlich Tränen über das Gesicht. Ich stand allein am Steuer während die Familie schlief und war überwältigt von Emotionen.
Dies war zum einen das Ende unserer ersten Atlantiketappe und wir hatten sie toll gemeistert. ich war stolz auf meine Crew, die Wellen bis zu fast 3m und bis zu 29kn Wind getrotzt hatte. Wir waren geflogen, 100nm in einer Nacht und 450nm in gerade einmal 3 Tagen. Nichts war kaputt gegangen, keiner von uns war Seekrank geworden, Lenny und Caro hatten allein nachts unseren 169m2 Drachen bei 6bft im Griff behalten. Ich war auch stolz auf mich, ich hatte unterwegs immer wieder die Leinenführung des Drachen korrigiert, den Hydrogenerator repariert und etliche Stunden Wache geschoben. Soweit das Kurzfristige.
Es sind nun genau 3 Monate, die wir auf dem Boot leben. Am 9.7. Hatten wir die Leonardo in Trogir bezogen. Wir sind tatsächlich ein Vierteljahr auf Reisen, wir vier und wir haben uns noch immer lieb! Enno und Lennard fahren trotz Pubertät mit uns, das allein ist schon toll und ich danke ihnen für ihren Mut!
Die Kanaren waren mein Ziel, bis hierhin wollte ich gern kommen und wir haben es geschafft! Wir haben es geschafft alle unsere Alltagsverpflichtungen hinter uns zu lassen und auf diese Reise zu gehen. Wenn man ehrlich ist sind wir keine großen Segler. Selbst in der Vereinswettfahrt unserer VWG, der Versehrtenwassersportgemeinschaft würden wir nie über einen mittleren Platz hinauskommen. Aber dennoch haben wir es sicher bis hierher geschafft und das macht mich sehr stolz. Soweit das mittelfristige.
Vor ungefähr 8 Jahren befanden sich Caro und ich in einer substanziellen Krise, es fehlte nicht viel zu unserer Trennung. Wir trennten uns nicht sondern machten uns auf einen langen und mühsamen Prozess der Annäherung und der Veränderung. Inzwischen haben wir uns beide beruflich verändert, haben viel über uns selbst gelernt und führen eine reifere und respektvollere Beziehung. Diese Reise wäre vor unserer Krise nicht möglich gewesen und sie ist für mich ein Symbol und ein Höhepunkt unseres Veränderungsprozesses. Ich danke Caro von Herzen dafür, dass sie diesen Prozess angestoßen hat und sich mit mir auf diesen anstrengenden aber großartigen und erfüllenden Weg gemacht hat. Dies waren die längerfristigen Gedanken und Gefühle, die mich bei der Ansteuerung Lanzarotes bewegten.
Es ist der 09.10.2019, der Tag des 80. Geburtstages meines Vaters. Ich denke an ihn und meine Mutter. Mein Vater hat mir als Kind das Segeln auf einem 420er beigebracht und mich mit 14 bzw. 16 zu Sportbootführerschein Binnen und See animiert. Ohne diesen frühen Segelerfahrungen hätte ich sicher nie das Selbstverständnis oder das Selbstbewusstsein erlangt, was ich brauche, um mir diese Reise zuzutrauen. Meine Mutter hat mir als Kind der Nordsee den gebührenden Respekt vor dem Meer mitgegeben aber auch eine große Portion Reise- und Unternehmungslust. Beide Eltern standen unserer Reise anfänglich skeptisch gegenüber aber trotz berechtigter Ängste haben uns beide unterstützt und unterstütze uns noch – emotional und praktisch. ich danke beiden sehr für das, was sie mir im Leben mitgegeben haben und für ihre Unterstützung. Das waren die langfristigen Gedanken, die mich bei der Ansteuerung der Kanarischen Inseln durchströmten.
Ich war auch ein gutes Stück stolz auf meinen Weg, auf das, was ich aus dem gemacht hatte, was mir gegeben war und über meine ganz eigenen Schritte.
Zu gute Letzt danke ich Gott. Ich bin kein religiöser Mensch aber ich glaube an eine Kraft, die uns begleitet, die alles zusammenhält. Das Meer und das Wetter sind unberechenbar und wir müssen loslassen können, um uns diesen Kräften anzuvertrauen. Wir sind gut begleitet worden und ich glaube wir werden durch ein gutes Karma beschützt, nennen wir es Gott oder auch irgendwie anders.
Nun könnt ihr vielleicht nachvollziehen, warum mich der Anblick von La Graziosa so überwältigte. Es war einer der bewegenden Momente meines Lebens und ich freue mich, diesen mit euch teilen zu können.
Nach einer großen Teamanstrengung befinden wir uns nun im ersehnten Routinemofus. Eigentlich schläft die ganze Manschaft erschöpft – muss ein magischer Zufall gewesen sein, dass Lennards Wa hplan eegebdn hat, dass ich die erste Wache habe… . Unser HauptBker ließ sich dank der gestrigen Vorabeit recht gut befreien. Er war um zwei dieser Betonklötze im Mienendesign herumgebunden aber eben so, dass man ihn gut entheddern konnte. Leiderblieb er Heckanker unauffindbar. Wir haben insgesamt bestimmt zwei Stunden zu dritt oder viert nach ihm gesucht aber vergebens. Wahrscheinlich ist er dur h die unruhige Na ht so von Sediment zugedeckt, dass er für immer verborcen bleiben wird.
Auch wenn es so schien, also wollte und La Herradura wieder gehen lasden sind wir nun erneut unter Segeln (mit etwas Motoruntwrstützung). Ziel ist doe Marins Benalmadena in Torremolinos, ein riesiges ading mit 1000 Liegeplätzen, einer Immobilienentwicklung drumherum und einem Einkaufszentrum in der Nähe. Natürlich gibt es auch einen Yachtbedarfsladen (mit Apothekenpreisen) bei dem wir eine neue Schiene für den Genuabaum erstehen und montieren werden. Und natürlich ein schöner Einkaufsbummel nach Heckankern einschl. Anerrleine,,, , Ach ja, wir hoffen, dass danach auch das AIS wieder geht und ihr uns nicht mehr aus dem Auge verliert! 🙂
Nachdem wir gestern morgen schon mit einer ordentlichen Welle mit nasswn Hintern mit dem Schlauchboot am Strand anlandeten hatten Lennaed, Enno und ich erst einmal einen entspannten Tag in Málaga. Wir kamen um 18.30h mit dem bus wieder in La Herradura an, wo Candice auf uns wartete. Candice ist 12, kommt aus Frankreicj und sollte einen kleinen Segeltsg mit uns verbringen. Einschoffen schon am Vorabend, da wir heutw früh los wollten. Soweit dwr Plan.
Am strand erwarteten uns Wellen von ca. 1,5m, die eine ordentliche Brandung verursachten. Nach langer Analyse der Wellensets trugen wir gemeinsam beherzt das Dingi durch die auslaufende Welle (immerhin ca. 90kg), sprangen hinein, wobei Lennard uns noch als letzter hielt und starteten unseren 10PS Außenborder. Der sprang auch gut an und wir entkamen den heranrollenden Brechern mit nur einer Handbreit Wasser im Dingi! Leider hatten wir ein Paddel verloren, was nun inmitten der Brandung trieb… Die Jungs waren sofort einig: auf keinen Fall zurück. Lennard bot an, vom Boot zurück zu schwimmen und das Paddel schwimmend zu holen… . Nachdem auch die nächste Hürde in Form eines wild tanzenden Bootes mit entsprechend ausschlacender Badeplattform genommen war, saßen wir erschöpft auf der Leonardo während sich Lennard erneut durch die Wellen kämpfte. Da er in meinen Augen wenig Chancen hatte das Paddel schwimmend zurück zu bekommen stieg ich erneut in das Dingi, um das Paddel wasserseitig zu suchen. Dort fanden wir es dann auch, Lennard kämpfte sich durch die Brandung und zurück ins Schlauchboot und wir landeten erneut auf der tanzenden Leonardo. Geschafft! Dachten wir :-o!
Caro hatte den ganzen Tag auf dem schaukelnfen Boot verbracht und war entsprechend bedient. Sie hatte trotzdem einen riesigen atoof Kartoffelsuppe vorgekocht und versucht, das Boot an den beiden Ankern – Bug- und Heckanker- in der Welle zu justieren. Als nächstes wollten wir die Anker lichten und uns in der Dämmerung in der Nachbsrbucht verstecken, die besser gegen Wellen geschützt ist. Mit einigem vor und zurück bekamen wir den Heckanker frei! Jetzt nur noch den Buganker einholen und weg! Enno bediente die Winde wobei es auf und sb sowie hin und her ging. Die letzten 30m Kette wollte aber partout nicht ins Boot….. . Ich brauchte dann auch noch ein paar Versuche bis ich kapiert hatte, dass die Kette verhakt war. Also ab ins Wasser… die Sonne war längst untergegangen, es gab noch etwas Dämmerlicht und unter uns glücklicherweise nur 7,5m dunkles Wasser. Mit Restlicht dan der Ankerkette nach unten sah ich das Übel: Inmitten sandigen Untergrundes liegt ein Betonquader mit ca 1m Kantenlänge wobei aus jeder Fläche ein ca. 1,5m langer Stahlträger rechtwinklig vervorragte. Nach drei Versuchen konnte ich die Kette 4x um Stahlteäger und Quader abwickeln, leider war das nicht genug. Inzwischen war es fast komplett dunkel und Lennard machte noch einen letzten Versuch (Zitst: das ist das gruseligste was ich je gemacht habe…). Also Übernachten inmitten von 1-1,5m Schwell. Erst einmal den Heckanker wieder auspacken und setzen damit wir wenigstens nicht quer zur Welle liegen. Das klappte auch ganz gut obwohl wir noch immer heftig schaukelten. Als ich gegrn 01.00h mal wieder in meiner Koje lag und versuchte zu schlafen wurde aus dem Stsmpfen rein Rollen verbunden mit heftigrm Geschirrklappern. Um unsere Anker-Murphy-Serie fortzusetzen war nun die Ankertrosse des Heckankers an irgendetwas im Wasser durchgescheuert. Dieser liegt nun also friedlich auf 7,5m Tiefe während wir quer zur Welle treiben… . Candice und enno liegrn tapfer im Cockpit und versuchen zu schlafen, nachdem sicher der Inhalt von Candices Magen bereits über Bord ergossen hatte… Oh, what a night! Jetzt ist die Sonne aufgegangen und ich dope mich nit Kaffee bevor wir zu einem großen Tauchvergnügen stsrten werden… Drückt uns die Daumen – we keep you posted!
Hola und danke für euer Feedback! Marc hat damit das Stichwort für den nächsten Beitrag gegeben: Fast Forward war eindeutig das Motto unserer Überfahrt von Samstag auf Sonntag! Nach der Ruhepause in Cartagena suchten wir nun den richtigen Slot, um nach La Herradura kurz vo Málaga aufzubrechen. Entweder Sonntag, wo wenig Wind angesagt war, der dazu aus unterschiedlichen Richtungen kommen sollte oder Samstag, wo Windfinder kräftigen Nordwind mit Böen bis zu 40kn angesagt hatte. Nachdem wir uns mit unseren irischen Stegnachbarn ausgetauscht hatten, hatte ich eine neue Wind-App und nur noch eine Vorhersage von max. 30kn. So also planten wir den Aufbruch für Samstag früh und bezahlten die Marina am Vorabend damit wir ganz früh loskommen. Nachts brach plötzlich die Hölle über uns hinein und ein Gewitter hämmerte mit dicken Hagelkörnern auf das Boot ein. Ihr könnt euch vorstellen, was das für ein Sound war. Das war schon um 05.30h, ein Start wie geplant um 6.00h viel damit aus.
Um 9.00h machten wir uns dann nach dem Gewitter auf den Weg und fuhren nur mit Genua aus der Bucht. So ging es mit 15-20kn achterlichem Wind in Richtung Cap Tinoso, wo dann ein Cap-Effekt einsetzte. Ein Kap Effekt entsteht, wenn Wind sich an einem Cap staut und dadurch eine Beschleunigung erfährt…. huiii, plötzlich waren wir bei 32kn Wind und wir refften unsere Genua erst auf 2/3, dann auf 1/2. Das war eine gute Idee, denn der Windmesser zeigte dann in Böen 40kn und in der absoluten Spitze 44kn (immerhin gute 8 Bft) an. Das Boot ließ sich noch immer gut steuern, die kleine Genua trieb uns mit ca. 8kn voran und Caro steuerte uns sicher um das Kap. Es hatte sich gerade wieder etwas beruhigt, als die Iren uns per Funk riefen „It´s a little windy out there, but if you go out in the bay it is much calmer….“. Die Iren waren vor uns los und hatten gesehen, dass wir versuchten, dicht unter Land zu bleiben. Ich denke, dass sie auch ein leicht schlechtes Gewissen hatten, da ich ja von der 40kn Vorhersage erzählt hatte und sie dem widersprochen hatten… . Auf jeden Fall war das ein netter Hinweis, wir fuhren wieder quer in die offene Bucht und der Wind ging erheblich zurück. Wir hatten gerade noch 12-15kn, so dass wir Genua und Groß komplett setzten. Das lief herrlich und das Boot fuhr auch noch super, als der Wind wieder bei 25kn (6 Bft) war. So lange der Wind von hinten kommt ist das alles kein Problem. Als wir dann zum reffen in den Wind fuhren fühlten wir die ganze Kraft dieser 6 Windstärken. Inzwischen schon recht geübt holten Enno, Lennard und ich das Groß ein und fuhren wieder nur mit Genua gen Süden. Auch das Ausbaumen mit unserem Spinnakerbaum, der um die 12kg wiegt und ein ziemliches Teil ist, ging dank Lennards Einspringen im richtigen Moment gut. Und so fuhren wir dann – Fast-Forward! Die Wellen bauten sich weiter auf, um so weiter wir aus der Bucht kamen und bei ca. 2,5m Welle segelten / surften wir bei Wind zwischen 22 und 30kn Wind unseren Geschwindigkeitsrekorden entgegen. Erst waren die 9kn dran, dann 10kn, dann 11kn (Fahrt über Grund) und das All-Time high erreichte Caro später mit 11,9kn. Das war wohl eher surfen als segeln aber es ging rasant voran und fühlte sich super an. So oder so ähnlich stellen wir uns Passatsegeln auf dem Atlantik vor und unser kleiner Test verlief schon einmal gut.
Nicht das wir unter die Farmer gegangen wären oder uns das Trinkwasser ausginge, wenn wir ganz ehrlich sind, denken wir auch nicht über die regionalen Bauern nach, die sich bestimmt über den Regen freuen. Es ist vielmehr die Zwangspause. Nach 2 Monaten unterwegs habe ich noch nicht zu einem wirklich entspanntem Modus gefunden. Entweder sind es Treffpunkte in der Zukunft oder Wetterfenster, zumindest habe ich ein innerliches weiter-weiter noch nicht wirklich abgelegt. So kam uns dann die Wetterlage gerade recht – wir müssen bleiben! Ich hatte zwar kurzfristig gedacht, dass wir doch noch heute fahren sollten (es gab eine Lücke zwischen Gewittern und Starkwindzonen) aber eigentlich sind wir alle noch nicht so weit. Es ist schön, einfach mal ein paar Tage in einem Hafen zu hängen,: man kann einfach mit einem Schritt an Land, es gibt eine Dusche, es gibt 220V und Supermarkt, Bootsbedarfsladen und Tapas-Bars sind nicht weit! Ich merke an unserem Erholungsbedürfnis, dass das Segeln auch anstrengend ist: In den Nachtfahrten schlafen wir nicht viel und man ist einfach immer in Bewegung, nicht in Ruhe.
Auf der Fahrt von Mallorca hierher nach Cartagena (ca. 200nm) hatten wir eine weiter Premiere: Wir sind unser Drachensegel durch die Nacht gefahren. Drachensegel = neuer Name für den Parasailor, der ja gar nicht von der Firma Istec ist und daher auch nicht Parasailor heißt. Da das Segel einen eingebauten Kite = Drachen hat finde ich, dass Drachensegel der richtige Name ist. Zumindest hatten wir den Drachen dank Lennies genialer Leinenführung früh am Start und er zog uns mit 5-8kn voran. Gehalten von in Summe 6 Leinen stand er gut und war auch dankbar gegenüber Böen und drehendem Wind. Warum also nicht über Nacht fahren?
Der Drachen hat uns durch die Nacht getragen aber es war deutlich anders als die anderen Nachtfahrten: Ich habe versucht Höhe zu laufen, damit Lennard und Caro danach entspannt zwischen Ibiza und Formentera durchsegeln können. Dabei habe ich die Grenzen ziemlich ausgereizt und erfahren, dass es einen Punkt gibt, an dem das Segel eigentlich nicht mehr manövrierbar ist. Danach drehte der Wind und Caro und Lennard hatten das Problem, dass sie zu viel Höhe hatten und ohne Halse nicht durch die Inseln gekommen wären. Sie haben sich dann dafür entschieden südlich an Formentera vorbei zu fahren, was eindeutig die richtige Entscheidung war. Statt Hörspielhören unter dem Sternenhimmel war aber richtig Segeln mit unserem 169m² Drachen gefragt. Ich glaube jede(r) war froh, als die Schicht vorüber war.
In der Folgenacht schlief der Wind ein und die Welt war wieder in Ordnung: Motorsegeln unter dem Sternenhimmel gekrönt von einem wunderschönen Sonnenaufgang.
Ihr könnt also sicher verstehen, warum uns eine paar Tage Pause gut tuen. Ich freue mich auch total, jetzt am spanischen Festland zu sein! Andalusien ist das wahre Spanien für mich, auch wenn Cartagena ganz anders ist, als die Städte Andalusiens, die ich von früheren Reisen kenne. Ich war als 19-jähriger in Malaga, um Spanisch zu lernen und habe dann praktisch 30 Jahre nicht gesprochen. Jetzt freue ich mich, wenn Worte wiederkommen und wenn die Spanier meine holprigen Sprachversuche würdigen. Wir essen tolle Tapas, trinken Rioja und bestaunen die unerwarteten Jugendstileinflüsse in der Architektur.
(geshrieben in der Nacht vom 31.08. zu 01.09.) Wir nähern uns Menorca, noch 60nm und eine Nacht, dann werden wir dort sein. Das war dann bisher die längste Fahrt an einem Stück, bis jetzt 300nm, in Summe 360nm, 3,5 Tage, 3 Nächte.
Das Wetter hat uns vor der Abfahrt beschäftigt und erwies sich als ziemlich unberechenbar. Wir hatten uns einen Slot nach einer Gewitterfront und vor der zu erwartenden Mistrallage ausgesucht. Losgehen sollte es mit Westwind, der dann später auf Nord drehe sollte. Was wir hatten war leichter Ostwind, der auf Süd drehte und dann weitgehend einschlief. Entsprechend viel fuhren wir unter Motor, mal mit Segelunterstützung, mal ohne.
Nach der ersten Nacht warteten wir dann auf den Nordwind, der dann mit 12h Verspätung kam, als wir Sardinien südlich passiert hatten. Was auch kam, waren ständige Wetterwarnungen via UKW vom sardischen Wetterdienst, der Gewitter im sardischen Meer vorhersagte. Sardinien lag nun 3h hinter uns, da tauchte das Gewitter vor uns auf. Ich mache mir keine großen Sorgen in Bezug auf Wind und Welle, Gewitter allerdings machen mich etwas nervös. In unseren Vorbereitungskursen hatte es so einige Diskussionen über Blitzschlag an Bord gegeben, die teilweise in Seemarnssgarn bis hin zum ominösen Kugelblitz ausgeartet waren. Nun hat tatsächlich der Blitz in die Leonardo vor unserer Ankunft eingeschlagen und seid dem machen mir Gewitter einfach ein ungutes Gefühl. Nach einigem Überlegen und intensivem Abhören der UKW Wetterangaben, habe ich mich für langsame Fahrt voraus, Kurs Nordwest entschieden. Das Gewitter sollte nach Süden aus der Sardischen See in den Sardischen Kanal gezogen sein und es war ein gutes Stück westliche von uns.
Das funktionierte dann auch gut, das Gewitter war am Horizont zu sehen aber bis auf etwas Regen haben wir nichts davon abbekommen. Statt dessen kam etwas Wind, so dass wir die Nacht und den ganzen folgenden Tag über entspannt nach Westen segeln konnten. Das Boot fuhr dank unseres Autopiloten weitgehend allein während wir abwechselnd schliefen, Karten spielten, aßen und den Tag mit einem Sun-Downer und Tänzchen auf dem Vordeck beendeten. Das ist die absolute Ausnahme, normalerweise fahren wir strikt alkoholfrei aber das war einfach zu verlockend. Mit Blick zurück über das Heck des Schiffes sahen wir dann, dass sich das nächste Gewitter näherte. Diesmal gab es keine Funkwarnungen der Italiener mehr, wir waren außer deren Reichweite und noch nicht in der der Spanier, über Handyempfang brauchen wir nicht sprechen. Also blieb die Beobachtung und die Einschätzung war ähnlich wie am Vorabend: Das Gewitter zieht südwärts. Nur waren wir diesmal westlich des Gewitters und daher sah die Strategie anders aus: Bei Vollzeug + Motor flogen wir mit 8kn Nordwestlich, mit lautem Sound von Sisters of Mercy flohen wir vor den Blitzen. Das ist ein bisschen aufregend und fühlte sich einfach geil an! Caro und Lennard bereiten sich schlafend auf ihre Nachtschicht vor, Enno und ich halten die Stellung und sehen abgefahrene Blitze am Horizont, die uns aber nicht kriegen! Wilde Wolkenformationen werden in orange-gelben Blitzen sichtbar – Hammer. Leider erfolglos, das ganze zu filmen, glücklicherweise zu weit weg.
Inzwischen ist der Wind wieder eingeschlafen, das Gewitter
am Horizont verschwunden und ich schreibe unter Sternenhimmel – in Word, was
ich dann später bei Empfang kopieren werde.
Der erste Test über mehrere Tage scheint bisher gut gelaufen zu sein. Zugegebenermaßen keine Referenzbedingungen für den Atlantik mit kaum Welle und wenig Wind zudem mit genug Diesel um einfach den Motor anzuschmeißen, wenns Not tut. Aber das Leben an Bord geht gut, wir kommen in einen Rhythmus und sind nicht nur ständig müde.
Kleiner Nachtrag: Wir sind gut in Menorca angekommen, wo wir entspannt in einer Bucht bei Maó (Mahon) liegen!
Aloha, erst einmal vielen Dank für eure Kommentare! Es ist schön, ein Feedback zu bekommen und wir freuen uns, dass ihr dabei seid!
Seid Palermo sind wir zu sechst an Bord: Susanne und Philipp aus Oldenburg begleiten uns für eine Woche. Das bringt eine willkommene Abwechslung in unseren Alltag zu viert und wir haben gemeinsam viel Spaß. Ich bin in Ennos Kabine gezogen, wo ich die Gesellschaft von gefühlten 100 Kuscheltieren genieße. Enno schläft derweilen im Cockpit, wo er sich auf den von allen anderen als hart empfundenen Cockpitkissen ein Lager baut und den Sternenhimmel genießt.
Palermo ist eine tolle Stadt mit unterschiedlichen Einflüssen von Byzanz bis zu Friedrich II. und vor allem einem entspannten, sizilianisch-bunten Straßenleben.
Viel Kultur war natürlich auch viel anstrengend und wir waren ganz froh, die Stadt wieder verlassen und nach einer entspannten Segelstrecke eine Bucht ansteuern zu können. Tagsüber war diese gefüllt von ca. 150 Schlauchbooten mit italienischen Familien, die offensichtlich viel Freude an der Nähe zu anderen Booten haben. Nachdem uns die Policia-Sheriffs auf zwei Jet-Skis von unserem Außenplatz vertrieben hat (zu nah am Ufer), ankerten wir auch mittendrin. Nach ein paar Versuchen gelang es uns, nicht mit dem Heck gegen den Segler zu schwojen und mit dem Bug immerhin 2m an dem Schlauchboot vor uns vorbei zu schwingen… . Ich bin echt beeindruckt, wie entspannt die Italiener dabei sind. Versuche ich mir vorzustellen, dass wir mit unserem 15t -Monster inmitten deutscher Motorboote ankern und dabei nur 2m Abstand waren würden, möchte ich mir das Gezeter nicht vorstellen. Hier sagt keiner etwas und zum Sonnenuntergang hatten wir die Bucht für uns allen.
Oh ja, auch wir können lustig sein! Wir ihr seht, scheuen wir uns auch nicht ganz zu eurer Belustigung völlig verunglückte Sprünge zu veröffentlichen!
Nachdem wir den folgenden Tag total entspannt begonnen und unseren Ankerplatz erst mittags verließen, kam tatsächlich etwas Wind auf. Und er kam achterlich! Dies war ein klarer Fall für den Parasailor, der bisher sein Dasein in der Backskiste fristete. Mit Philipp und Susanne hatten wir die ggf. notwendige Verstärkung, da uns das Ungetüm mit seinen 169m² Segelfläche doch noch gehörigen Respekt einflößt. Das Unterfangen begann mit einer größeren Logistikaktion, da das Segel aus der hinteren Backskiste nach vorn musste, wo erst einmal die Badeleiter sowie 8 große Fender umgelagert werden mussten. Dazu lauter zusätzliche Schoten und Blöcke, auf jeden Fall stand ich schon einmal komplett im Schweiß bevor auch nur der erste Zipfel des Segels zum Vorschein kam… . Aber dann: Lenny und ich auf dem Vorschiff, Caro am Steuer, Philipp, Susanne und Enno an den Schoten. Erst muss das Segel aus dem Segelsack mit einem sogenannten Bergeschlauch am Spinnakerfall nach oben gezogen werden, dann die Schoten an den Schothörnern angeschlagen werden, bevor der Bergeschlauch nach oben gezogen wird und sich das Segel im Idealfall in seiner ganzen Pracht entfaltet. In der ersten Runde liefen noch einige Leinen nicht gut, in der 2. Runde waren diese zwar ok aber das Segel schlackerte ziemlich hinter dem Großsegel. Erst nachdem wir dieses eingeholt hatten konnten wir diesen Anblick genießen:
Wenn er dann steht, ist es wirklich entspanntes Segeln. Wir hatten 4-5 Bft und schwebten mit 8kn dahin, auch der Autopilot kam damit gut zurecht. Vielleicht wird uns dieses Segel ja tatsächlich mit den Passatwinden über den Atlantik tragen.
Nach diesem unerwartet aktionsreichen Segeltag fanden wir eine tolle Ankerbucht, in der der Anker sicher zwischen Felsen hängt. Wir beschlossen, uns durch die Frage, wie wir ihn da wieder rausbekommen nicht den Spaß am Sonnenuntergang nehmen zu lassen.