Northsound

Die Leonardo ist heute aus dem Wasser gekommen und wir sind also wieder Landratten.

Die Atmosphäre hier ist schon speziell. Zum einen dient die Anlage zur Unterbringung von Booten aller Art und zum anderen gibt es hier einen Schrottplatz für Boote, die durch einen Hurricane zum Totalschaden erklärt wurden. Auf den zweiten Blick entdecken wir darin aber auch eine Wohnform, Männer die sich aufgemacht haben sich einen Lebenstraum zu erfüllen. Sie wohnen in ihrem von der Versicherung günstig erworbenen Schrottboot und bauen es Stück für Stück wieder auf, einer von ihnen lebt seit 4 Jahren hier.
Am letzten Tag vor unsere Abreise erleben wir den schwärzesten Tag unseres Jahres und nicht wegen des Wetters, auch wenn es an diesem Tag aus Kübeln regnet. Für die Rückreise brauchen wir einen nicht unerheblichen Betrag Bargeld: Auslöse aus Antigua, Überziehung der Visa, Cruisingpermitt, Flughafengebühr, Flughafensteuer, Pilot, Taxi, etc und alles in Cash. Unglücklicherweise ist die (fast) gesamte Barschaft einschließlich der Kreditkarten und anderer, Führerschein und die Simkarte fürs Telephon abhanden gekommen. Wir sind deprimiert und versuchen uns mit beschönigenden Vergleichen die Stimmung nicht in den Keller wandern zu lassen. Und wir müssen auf jeden Fall in die Stadt kommen, um an diversen Bankautomaten Geld zu ziehen. Martin kann unter der Hand ein Auto organisieren und wir fahren zusammen nach Saint Johns, auch weil wir noch zum Abschied essen gehen wollen. Doch die Pechsträhne reißt nicht ab. Meine Visakarte bleibt nach 5 Versuchen an 4 Bankautomaten leider erfolglos und wird zu guter letzt noch eingezogen. Wir stehen wirklich ziemlich verloren auf der Straße rum – ohne Bargeld und ohne Kreditkarten kommen wir nicht von Antigua weg. Autsch.
Nach einigen unangenehmen Stunden mit verschiedensten Überlegungen halten wir es für das Beste uns Geld zu leihen, und glücklicherweise ist unser Broker Richard bereit dies auch zu tun.
Der nächste Tag zeigt sich dann auch schon wieder freundlicher. Durch unseren seit Tagen hohen Adrenalinpegel, schaffen wir noch mit Schwung die letzten Arbeiten am Boot: …(alle, die das kennen wissen, das hier eine nicht enden wollende Liste steht ; )
Unser Gepäck ist auf ungefähr 175 KG ‚geschrumpft‘.
Und dann geht es in 2 Etappen zum Fluhafen. Wir sind aufgeregt und auch schon sehr gespannt, da wir für die erste Etappe nach Guadeloupe ein privates Flugzeug gechartert haben. Beim Anblick der Maschine müssen wir kurz schmunzeln, sieht sie doch mehr wie ein Spielzeug aus.

Beim Einsteigen muss dann auch eine genaue Reihenfolge, abhängig vom Körpergewicht, eingehalten werden, damit der Gewichtstrimm stimmt. Naja, wir sind nach dem gestrigen Tag so froh, dass gutes Wetter ist, (die Strecke kann nur auf Sicht geflogen werden), und auch, dass wir es überhaupt noch geschafft haben, sodass wir nicht zaudern und erleichtert in die klapprige Blechbüchse einsteigen.
Der Flug selbst ist tatsächlich großartig. Wir sehen noch mal viele der schönen Ankerplätze von oben und nehmen Abschied.
In Guadeloupe kommt unser Taxi netterweise direkt an die Maschine und bringt uns zum International Airport, wo wir mit Corsair nach Paris/Orly fliegen. In Paris bringt uns ein Taxi zum Gare de l‘ Est, wo wir in den Zug nach Berlin steigen. So langsam weicht meine Anspannung einer gewissen Müdigkeit. Während ich schreibe, zieht die wunderschöne Landschaft des Elsass an uns vorüber. In einer halben Stunde müssen wir noch einmal mit all unserem Gepäck umsteigen.

Dann haben wir es schon fast geschafft. Zurück geht halt immer schneller.
Wir sehen und hören uns das nächste Mal live in Berlin.

Sektempfang auf dem Spandauer Bahnhof

Great Bird Islands und die Tage danach

Nachdem unsere Lager wieder aufgefüllt sind, segeln wir im Uhrzeigersinn weiter nach Northsound. Der Hafen liegt im Norden von Antigua und könnte einen Stellplatz für die Leonardo haben.

Schatten wird unbedingt geteilt

Wir legen kurz an, um Wasser zu tanken und segeln weiter nach Great Bird Island. Eine Ansammlung von kleinen unbewohnten Inseln, die schön zum Schnorcheln und Kiten sind.
Doch heute wird einem das Baden durch große Algenfelder verleidet. Ich habe von großen Braunalgenfeldern gelesen, die sich in warmen Jahren von der Karibik bis an die afrikanische Küste erstrecken.

nich so lecka


Das Kiten bringt viel Freude und Verdruss. Ich bin dabei Außenstehende, auch wenn ich mich mal im Bodydragging versucht habe und willkommene Unterstützung beim Reparieren bin. Aber wenn Martin und Enno vom Kiten zurückkommen ist mindestens der restliche Tag und auch der folgende dem Reparieren der bunten Flieger gewidmet. Die Stimmung ist dann gedrückt und das Boot verwandelt sich in eine Werkstatt.
Und dann wieder – wenn ich Enno über das Wasser ‚fliegen‘ sehe, finde ich es großartig und jubele ihm zu.

Heute winken wir Alissa hinterher, einem norwegischen Boot, genauer gesagt Lisbeth und Andreas. Sie brechen in Richtung Grenada auf, um sich vor den Hurricanes zu verstecken. Für sie geht die ‚große Reise‘ noch einige Jahre weiter. Mit Gitarre und feucht fröhlichem Gesang nahmen wir abends Abschied.

Lisbeth und Andreas

Mittlerweile ist der Zeiger weiter vorgerückt und wir befinden uns wieder in Green Island. Es ist unser Lieblingsankerplatz. Hier gibt es die besten Bedingungen zum Kiten und auch die schönsten Yogaplätze.

friedlich und entspannt

Auf einem letzten Spaziergang muss ich immer wieder schlucken und ich erinnere mich an die großartigen Momente, die wir hier verlebt haben.


Wir nehmen am letzten Abend noch einen der unzähligen Sundowner …


Tagsüber haben Lenni und ich schon mal die Außenwände gesäubert und poliert. Jedes Workout ist dagegen ein Kinderspiel. Und wir sind sehr zufrieden mit den Sonne und Wasser spiegelnden Oberflächen.

Tja, und jetzt sind wir in English Harbour, liegen mitten im Weltkulturerbe, der Hafenanlage von Lord Nelson. Die letzten Tage widmen wir Praktischem: Kites verkaufen, Bücher verschenken, entrümpeln – und dann deep cleaning … Im Anschluss gönnen wir uns ein Lunch auf der anderen Seite in Falmouth. Es ist ganz gut die letzten Tage noch beschäftigt zu sein

Gerade im Moment ist ein Makler mit einer Kundin an Bord. Das ist schon aufregend. Es würde vieles vereinfachen, wenn wir die Leonardo vorher an die Frau bringen könnten.

Wenn diese nicht weiter interessiert ist, werden wir die Leonardo nach Northsound bringen und über die Hurricanesaison auf Land stellen. Der Rückflug wird ein Marathon, aber davon später.

St Johns

Unser Proviant ist aufgefuttert und wir müssen Green Island verlassen. Aber es ist NOCH kein Abschied für immer!
Auf dem Weg in die Stadt fangen wir einen prächtigen Barjag: Martin wirft die Leine, ich hole ihn an Bord und Enno nimmt ihn aus.

Ein prächtiges Tier


Seit über 2 Monaten waren wir in keiner größeren Ortschaft. So ist jetzt St John, die Hauptstadt von Antigua, eine willkommene Abwechslung zu unserem sonstigen Beachlife.

Antigua hat immer noch Maskenpflicht

Normalerweise halten hier die großen Cruiser, doch coronabedingt ist die gesamte Anlage geisterhaft leer. Auch der örtliche, wirklich riesige Supermarkt ist aus unerfindlichen Gründen, bis auf ein paar Dosen, leer.


Doch wie schön, endlich mal wieder Streetfood zu finden!

Auf der Straße führt uns unsere Nase zu einem sehr bunten Stand mit einem jamaikanischen Koch, der uns zum Frühstück ein wunderbares Schweinsgulasch mit Gemüse zubereitet.
Auch die Marktstände sind voll mit leckerem Fisch und Gemüse. Herrlich!

Um Proviant für 10 Tage einzukaufen, müssen wir 3x losgehen. Die letzte Runde gehen Enno und Martin allein und finden einen Supermarkt, der das Herz höher schlagen läßt. Es hat alles im Überfluss!
So bietet die heutige Bordküche fangfrischen Fisch und zum Nachtisch Eis (salted Caramel).

1. Versuch
finaly


Und trotzdem:

Manchmal stelle ich mir vor, wie es jetzt zu Hause wäre. In unserem großen Bett gemeinsam liegen, den ersten Kaffee mit Milchschaum trinken, durch das große Fenster in den Garten schauen. Bei Butter Lindner einkaufen, also ihr wisst schon, den leckeren Rahm mit Frühlingszwiebeln, frische Brezeln, … Schinken, Käse (3 Monate Presscheddar aus Neuseeland wecken Sehnsüchte ;).

Ja, ich freue mich auf zu Hause und auf euch, auch wenn ich jetzt schon weiß, dass ich unser Leben hier vermissen werde.

J. Cousteau, Natural Reserve Park, Guadeloupe

Lenni, Martin und ich erleben noch einen wunderbaren Tauchgang im Naturreservat. Es gibt unglaublich viele und große Fische und einen herrlichen Korallengarten. Und es wäre erfreulich, wenn sich das alle Inseln der Karibik gönnen würden. Die Tauchschule ist sehr nett und bietet uns im Anschluss noch einen ganz leichten Rumpunsch an. Lenni läßt es sich ebenso schmecken, fühlt sich jedoch danach etwas schwach und legt sich schlafen. Wir machen erst noch unsere Späße, doch später am Strand verschlimmert sich sein Allgemeinzustand und er bekommt hohes Fieber. Am nächsten Tag bleibt seine Temperatur, trotz Paracetamol unverändert hoch. Wir verschieben vorerst unsere Abreise und suchen Rat bei Thomas unserem Schwager, der sich bereit erklärt hat, unsere Reise ärztlich zu unterstützen. Hier in Guadeloupe gibt es zumindest eine gute medizinische Versorgung. Nach 2 Tagen fällt das Fieber unter 39°Celsius und Lenni ist wieder auf dem Weg der Besserung.
Wir segeln weiter in den Norden nach Antigua, um endlich den neu erworbenen Kite auszuprobieren. Die Ankunft nach 7 Stunden Überfahrt mit durchschnittlich 6 Knoten in English Harbour ist ein Zusammentreffen mit Superyachten in unbekannter Zahl und Dimension, bis auf 1-2 Ausnahmen allesamt unter britischer Flagge.

Pointe a Pitre, Guadeloupe

Memorial ATCe

Wir liegen vor Anker, um in Pointe a Pitre den Karneval zu genießen. Das ist dann doch nicht so einfach wie gedacht. Den ‚großen‘ Umzug haben wir scheinbar um einen Tag verpasst und es ist für uns nicht einfach aus dem Programm schlau zu werden. Eine Nachtparade klingt verlockend und wir steigen zusammen mit Wildest Dreams ins Dinghy. Doch schon nach 300m Fahrt durchs Wasser geht der Motor aus und wir treiben. Gedanken über das Warum führen uns zu einem letzten Reservekanister mit Diesel, den es eigentlich nicht mehr geben sollte. Über Funk kontaktieren wir Rafael, der uns mal wieder ‚rettet ‚ und uns an Land bringt. Doch dort ist nichts von einem Karneval zu hören oder zu sehen. Auf Nachfragen erhalten wir eine Wegbeschreibung und wir pilgern durch menschenleere Straßen zu der beschriebenen Kreuzung, doch alles ist und bleibt ruhig. Nach geschlagenen 5 Stunden kommt Bewegung auf und tatsächlich tauchen einige Nachtgestalten auf. Erstaunlich aber die Beobachtung, dass wir die einzigen Weissen zu sein scheinen. Unbefriedigt ziehen wir wieder ab und hoffen auf den nächsten Tag. Zurück am Kai rufen wir per Funk nach Rafael. Doch als er kommt, nimmt er augenzwinkernd nur seine Familie mit. 2 min später fährt Lenni mit einem frisch reparierten Dinghimotor vor und lädt uns ein. Mithilfe von Rafael hat er den Motor vom Diesel befreit und wieder gangbar gemacht.
Am nächsten Morgen fahren Martin und ich in Gleitfahrt durch einen schmalen Meeresarm, der die Inseln in zwei Hälften teilt. Vorbei an Mangrovenwäldern genießen wir die Fahrt durch die frische Luft und besuchen im Anschluss noch einen kleinen Markt.

Nachmittags gehen wir nicht ganz so pünktlich zum Karneval und müssen dann auch nur 3 Stunden warten. Doch spannend, dass Kostüme und auch das Verhalten unerwartet anders sind. Die meisten Gruppen werden durch Peitschen knallende Männer angeführt und die Kostüme selbst scheinen politisch historische Inhalte zu haben.


Aufgrund des Karnevals bleibt alles 2 Tage geschlossen, Läden, Museen, Kirchen, wir beschließen deshalb für ein paar Tage ein Auto zu mieten und erkunden die Insel: der noch aktive Vulkan beschert uns wunderbare Aussichten und mir einen gleichermaßen unvergesslichen Muskelkater. Im Reiseführer ist zu lesen, dass aufgrund der Vulkantätigkeit die Insel Guadeloupe innerhalb der nächsten 500 Jahre zerstört sein wird.


Der Zoo mit einheimischen Tieren entpuppt sich als ein Höhenweg auf 25 m durch einen botanischen Gartenregenwald. Großartig!!! Nachfolgende Bildergalerie ist aufgrund der Anzahl deshalb vielleicht nur was für echte Tierliebhhaber.


Auf dem Weg zu einem Biergarten mit eigener Brauerei besuchen wir noch einen Wasserfall. Hier kommt es zu einem kleinen Zwischenfall auf dem Parkplatz, wo uns ein Franzose sehr unhöflich anmacht, das Auto umzustellen.
Spätestens hier wird uns die Stärke unserer Gruppe bewusst, die in diesem Moment sehr präsent ist. Es fällt mir vielleicht deshalb so auf, weil wir in unserem Alltag sonst auf sehr freundliche und hilfsbereite Menschen treffen.


Unser nächster Tagesausflug findet zu Pferde statt. Über 3 Stunden reiten wir durch die Landschaft von Basse Terre, dem westlichen Schmetterlingsflügel von Guadeloupe mit einer erfrischenden Rast für Pferd und Reiter in einem Flußlauf.

Bevor wir weiter segeln, besuchen wir noch das Memorial ACTe. Es ist für alle sehr aufschlussreich. Die Geschichte der Sklaven berührt uns und wir bekommen aufgezeigt, dass die Sklaverei selbst leider noch lange nicht zur Geschichte gehört. Hier erfahren wir auch, dass der frühe Karneval die Möglichkeit bot sich überhaupt in Gruppen zu treffen, was auch für unsere Gewerkschaften, etc. zutrifft.

Iles de Saintes, Guadeloupe

Über unserem derzeitigen Yogastrand lebt eine Pelikanfamilie. Es ist ein unglaublich schöner Anblick, sie fischen zu sehen. Sie stürzen sich aus großer Höhe ins Wasser, um gleich wieder aufzusteigen, paarweise am Himmel zu kreisen und sich wieder und wieder hinabzustürzen.

Wir besuchen zusammen mit Joshua (Gast auf Wildest Dream) das Fort Napoleon, in dem ein kleines historisches Museum untergebracht ist. Die Geschichte der Ureinwohner und der Sklaverei ist sicher unterrepräsentiert und wie immer davon abhängig, wer sie schreibt.
Abends trinken wir noch auf einer superkleinen unbewohnten Insel den Sundowner und planen die Überfahrt aufs Festland.

Martinique – Guadeloupe

Ein Schreibanlass ist gerade nicht so gegeben, da wir das 3. Mal in le Marin sind und das Programm immer ähnlich ist: Proviantierung, Boot reparieren und putzen.

Die Idee ist morgen wieder aufzubrechen, in Grand d’Arlet noch einen gebrauchten Kite zu kaufen und dann ab ins Karnevalvergnügen. An dieser Stelle ganz liebe Grüße nach Köln und hoffen auf diverse Kostümbilder?


Im Norden von Martinique, in der Bucht von Saint Pierre treffen wir auf ‚alte‘ Bekannte. 4 Boote, darunter das australische Boot Vesna mit Freunden von Lennard und Enno. Die Bucht ist voller Schiffswracks, die 1902 durch die Hitzewolke des ausbrechenden Vulkan Feuer gefangen haben und gesunken sind. Den Abend verbringen die Erwachsenen in einem netten Lokal am Strand, die 7 Jugendlichen werden alle gemeinsam auf einem Boot liebevoll von Julia verköstigt und spielen bis in die Nacht.
Der Tag danach beginnt um 5.30 Uhr. Es ist noch dunkel und wir lichten bereits den Anker. Ziel ist, möglichst noch in der Abenddämmerung in Guadeloupe, anzukommen.

Terre-de-Haute, Guadeloupe

Kulinarische Träume

Hier auf St. Vincent liegen wir in der kleinen Mount Wynn Bay. Yoga am Strand ist sehr anspruchsvoll. Es wächst hier nämlich ein Baum, der extreme Hautreaktionen hervorruft. Der Machineel Tree sondert ein ätherisches Öl ab, welches dann durch Regen und Wind verteilt wird. Verdammt ichy.
Wir erstehen am Morgen von einem Fischer einen wunderbaren Tuna. Er hat ihn gerade gefangen! Er nimmt ihn netterweise aus und filetiert ihn für uns. Ich bastelte an Sashimi, Nigiri und Maki, abends gibt es dann Tunasteaks.

Nach dem Essen gehen wir auf Landgang und wollen eine nahegelegene Palmenplantage erkunden. Auf der Straße befürchtet Lenni, dass bei dem Fahrstil einer von uns dran glauben muss; jedenfalls hüpfe ich bei jedem Auto ins seitliche Gras. Beim Abbiegen auf die Einfahrt hält ein besorgter Einheimischer an und warnt uns vor besagtem Machineel Tree. Wir gehen trotzdem weiter, doch die Straße endet bei einem verlassenen Haus bewohnt von Fledermäusen und Riesenflugameisen. Wir machen kehrt und geben unser Unterfangen auf, mittlerweile ist mein rechter Flipflop mit Kuhscheiße garniert.

Heute geht es nach St Lucia. Ich sehe der Insel immer noch mit gemischten Gefühlen entgegen, war hier doch unser Landfall nach der Überfahrt.
Die Überfahrt dauert ca. 8-10 Stunden und ich hoffe, dass wir nicht allzu spät ankern, denn freitags gibt es in Rodney Bay ein sehr ausgelassenes Straßenfest mit Barbecue und lokalem Rumpunch.

Diesmal sind Wildest Dreams zurückgeblieben, da sie max. 60 Grad am Wind fahren können. Durch unsere angerissene Wante fahren wir sowieso mit Unterstützung vom Motor und schaffen deshalb 30 Grad. Mal sehen, ich bin gleich sowieso außer Reichweite, hoffe nur, dass hinter der Landabdeckung nicht die großen Wellen in zu kleinem Abstand auf den Bug einfallen.

Wieder auf dem Weg

Aus diesem Grund beschäftigen wir uns seit ein paar Tagen wieder mehr mit dem Wetter (wir verfolgen ebenso das Wetter daheim und hoffen, alle sitzen bei Sturm gemütlich mit einem Glas Wein auf dem Sofa). Da wir nordwärts fahren sind Welle, Wind und die Antillenströmung nicht unbedingt unterstützend. Deshalb wollen wir mit kurzen Schlägen erst mal wieder nach Martinique. Ein kurzer Zwischenstopp auf Canouan bringt uns wieder frisches Wasser und Gemüse.

Canuan
Wasserschiff, 1EC/Gallon

Beim Einkaufen erzählt mir der einheimische Farmer, dass ihre Regierung es nicht wünscht, dass sie eigenen Käse produzieren und es deshalb nur üblen überteuerten Presscheddar aus NEUSEELAND gibt und keinen leckeren Ziegenkäse von heimischen Tieren. Nach ein paar Kochversuchen genießen wir jetzt immer wieder Kochbananen und Yamwurzel. Alles Frische kommt von St.Vincent, heimisch ist auch eine leckere Pfeffersauce ‚Bopsy‘, Butter aus UK, Hühnerbrust aus USA, Dosenfutter aus aller Welt …


Auf dem Weg nach Bequia hören wir auf einmal ein helles ‚Pling‘. Drähte der Diagonalwante sind gerissen. Wir holen das Groß komplett ein und fahren mit 3/4 Genua und Motor nach Bequia. Nachdem ein Rigger die Wante abgenommen hat, sieht es ganz so aus als würden wir hier keinen adäquaten Ersatz bekommen. Daraufhin durchforstet ‚Wildest Dreams‘ sein Ersatzteillager, doch leider passt die gefundene Wante nicht. Verschiedene Telefonate lassen uns auf passenden Ersatz in Martinique hoffen. Also erst mal weiter nach St. Vincent. Mittlerweile kennen sich unsere Familien ziemlich gut, sodass Enno heute bei ‚Wildest Dreams‘ mit fährt und wir viele gemeinsame Stunden verbringen.

Ihr lieben Geburtstagskinder!
Leider ist es uns meistens nicht möglich auf Geburtstage von euch adäquat zu reagieren, wenn wir sie nicht sowieso wieder vergessen haben sollten… (ihr kennt uns ja 😉 An dieser Stelle also einen dicken Geburtstagskuss an Stephan, Kira, Mayra, Olli, Fred, Martin, Burkhard und Heidrun.

MAYREAU, GRENADINEN

Wir liegen nun vor der Westküste von Mayreau in Saline Bay. Ein kleines Dorf am Hang mit einem traumhaften Strand. (bislang beste Verhältnisse für Yoga).

und links

Der Wind pfeift gerade mit über 25 Knoten und in den Böen noch mal 10 Kn mehr über uns hinweg und soll in den kommenden Tagen noch auffrischen. Das verursacht nachts am Anker schauerliche Geräusche, sodass ich heute morgen etwas verkatert bin.
Wir werden hier ein paar Tage ‚abwettern‘, schade nur, dass mein momentanes Angebot an Lesestoff gerade etwas dürftig ist. Nur noch ungelesen Sachbücher über Seemannschaft, Seewetter, Storm tactics usw. Bleibt mir noch Lennis phantastische Lektüre.
Wir vertreiben uns ansonsten die Zeit mit spielen, Wäsche waschen, Hängematte ausliegen, Haare schneiden, Volleyball spielen und natürlich essen…

Ennos Video kann ich noch durch farbenfrohe Standbilder ergänzen.

Und ja, Mayreau ist nicht mehr ganz so ärmlich wie Union Island. Vielleicht, weil hier in der Saison große Luxusliner ihre Touristen ausschütten.

PS: high five an Lina.